3001, Düsseldorf
Wie eine Baustelle sah die Bühne aus. Nur einige Geräte passten nicht dahin: Gitarren und Mikros standen zwischen Stahlplatten, Eisenstangen und Rohren. Das ließ einiges an Ohrensausen im unbestuhlten, proppevollen Saal des 3001 in Düsseldorf erwarten. Was einer jungen Dame offenkundig nicht genug war. „Lauter“, rief sie, womit sie Blixa Bargeld zum Lachen und zur Feststellung reizte, sie solle nur abwarten. Und es kam so, wie vorausgewünscht. Geballter Lärm und zahnbetäubende, außermusikalische Geräusche. Aber eben nicht ausschließlich. Nach dem ersten Stück war der Profimaster 250-50, der die Luftzufuhr zu einem selbstgebauten Instrument aus Rohren und Mikrofonen regelte, schon leer.Auf nackten Füßen enterten Bargeld und Bassist Axel Hacke, sonst geschniegelt in feinstem Zwirn, die Bühne, neben und hinter ihnen Jochen Arbeit, Andrew Chudy, Rudolf Moser und Ash Wednesday zur elektronischen Verstärkung. Stücke von der aktuellen CD „Perpetuum Mobile“ (für Improvisation und entfesselte Instrumente) und ältere wie „Redukt“ und „Haus der Lüge“ fanden ein unterkühltes Publikum. „In unserer langen Karriere als Architekturkritiker sind wir hier in Düsseldorf in der richtigen Gegend“, meinte Bargeld und gab einen netten Seitenhieb auf den nachbarschaftlichen Neuen Zollhof („Frank Gehry für Arme“). Die Neubauten selbst fanden ihren ureigenen Lärm hoch drei in reiner Form, der für sie immer auch ein akustischer Spiegel der Gesellschaft war. Leere, Lärm und Laster drückte sich auch in „Die Befindlichkeit des Landes“ ins Hirn. Dann entdeckte Bargeld, vor dem 83er Stück „Neun Arme“ im Publikum den ehemaligen Neubauten-Produzenten John Caffery. Einen Schlenker weiter bekam die ehemalige Plattenfirma Prügel und bekam einen geklöppelten, Big-Ben-Glockenspiel-artigen Protestsound übergezogen. Als besonderen Service konnte man nach dem Konzert eine schnell gebrannte CD des soeben miterlebten Auftritts erwerben.