Die erste gute Nachricht an diesem nasskalten Mittwochabend lautet: Die Künstlerin ist anwesend! Streikbedingt hat Jazz-Shootingstar Emma Rawicz zehn Stunden am Flughafen in London festgehangen, doch als das Konzert im brechendvollen Loch in Wuppertal beginnt, ist das schnell vergessen. Mit ihren spielfreudigen Mitstreitern Ivo Neame am Klavier sowie Kevin Glasgow und Asaf Sirkis als Rhythmusgruppe an Bass und Schlagzeug wirft sich die gerade einmal 22-jährige britische Saxofonistin in eine ausufernde Version von ´Rangwali´, in die sie all die Frustration legt, die sich ob der Anreisestrapazen aufgestaut hatte. Auch die restlichen Stücke der zwei Sets nehmen sich ihre Zeit: In 90 Minuten passen gerade einmal neun ungemein vielschichtige Nummern, die Rawicz aus ihrem Debütalbum ´Incantation´ und dem unlängst erschienenen Zweitwerk ´Chroma´ pflückt, bevor sie sich unveröffentlichten Kompositionen wie ´Cowboys And Aliens´ zuwendet, die zu den Highlights des Konzerts gehören. Mit wunderbar intuitiven Solos gelingt Rawicz ein bemerkenswerter Spagat zwischen althergebrachten Jazz-Tugenden und einem modernen Anstrich, wenn sie mit ansteckender Spielfreude, die nicht nur ihre Begleiter immer wieder zum Strahlen bringt, auf den Schultern von unsterblichen Legenden wie Joe Henderson oder Wayne Shorter selbstbewusst und mutig ihren eigenen Weg geht. Als gegen 22.30 Uhr die letzten Töne der Zugabe (Publikumswunsch ´Vera´) verklingen, ist der Konzertabend zu Ende – und doch hat man das Gefühl, dass dies erst der Anfang für etwas ganz, ganz Großes ist.
Weitere Infos: www.emmarawicz.com