Als Frontfrau der australischen Indie-Art-Rockband The Howling Bells sorgte die in London lebende Juanita Stein bis vor zwei Jahren für ordentlich Power auf der Bühnen dieser Welt. Unter diesem Gesichtspunkt war es dann am Ende vielleicht gar nicht so erstaunlich, dass der Gig im Londoner Club Thousand Islands wesentlich druckvoller, lauter und eben rockiger rüberkam, als das der Sound von Juanitas soeben erschienener Solo-Debüt-LP ´America´ eigentlich hätte vermuten lassen. Denn hier widmete sich Juanita dem Songwriter Genre und erschuf, zusammen mit Produzent Gus Seyffert, stilistisch eine Art unverklärten, aber leicht psychedelisch angelegten Gegenentwurf zu klassisch-verkitschen, amerikanischen Country-Szene. Bei ihrem Auftritt in London übernahm Juanita als Frontfrau eines Trios mit der elektrischen Gitarre das Zepter und präsentierte die Songs ihres Solo-Albums ohne Referenzen auf die Howling Bells Zeiten - und nur wenige Male unterstützt von ihrem Bruder Joel Stein als zweitem Gitarristen - in einem zwar einfühlsamen, aber ziemlich geradlinigen, druckvollen Rock-Setting – allerdings ohne den melancholischen Charme des Songmaterials dabei gänzlich aus den Augen zu verlieren. Text + Photo: Ullrich Maurer