Dass man bei einem Konzert von Nive Nielsen nie so recht weiß, was als Nächstes passiert, gehört zum besonderen Charme der Auftritte der freigeistigen Singer/Songwriterin aus Grönland. An diesem Abend in Münster weiß sie es noch nicht einmal selbst. "Dies ist unser erstes Konzert, und das erste ist immer besonders aufregend“, sagt die gleich zu Beginn – und das kann man bisweilen nicht nur hören, sondern auch sehen. Herrlich, wie sie sich zu ihren Musikern umdreht, als bei ´Still The Same´ die Bläser einsetzen und sich Nive über die eigene Musik freut wie eine Schneekönigin. Doch das ist kein Wunder: Tourte sie zuletzt eher mit kleinem Besteck, hat sie in Münster die Chance, die organisch gegen den Strich gebürsteten Songs ihres in jahrelanger Kleinarbeit entstandenen ausgezeichneten neuen Albums ´Feet First´ nun zum allerersten Mal adäquat auf die Bühne zu bringen. Bläser, Lapsteel, Klavier, Percussion, Ukulele, singende Säge, Kazoo und bisweilen drei Gitarren setzen dabei Nives sanfter Stimme eine Menge Druck entgegen und sorgen für eine hinreißende Dynamik. Das wunderbar heimelige Ambiente der bis auf den letzten Platz besetzten Pension Schmidt tut mit seinem Vintage-Charme ein Übriges und entpuppt sich als idealer Ort für den unkonventionellen Freistil-Americana des achtköpfigen Indie-Orchesters. Am Ende müssen sogar noch ungeplante Zugaben her und Frühwerke wie ´Room´ oder das spleenige ´Vacuum Cleaner Killer´ rutschen kurzfristig ins Programm. Als „folkig, charismatisch, schneeflockig“ war sie angekündigt worden – und Nive war an diesem Abend wirklich all das.
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