Wenn eine Band aus dem Independent-Bereich im Jahr der Veröffentlichung ihres Debütalbums in Köln gleich zwei Mal Säle der 700er-Kategorie komplett füllt, ist das schon etwas ganz Besonderes. Bereits beim Gastspiel Anfang März im Bürgerhaus Stollwerck verzückte das Trio aus London seine Fans mit dessen verträumt-melancholischen, pathosfreien Hymnen und ungezügelten Schwelgereien sowie mit einem erfrischenden, kommunikativen Auftritt, bei dem der schüchtern-charmanten Frontfrau Elena Tonra ganz sicher nicht nur die Herzen der Männerwelt zuflogen.
Den Konzertabend im Gloria eröffnete die junge Dänin Broken Twin am e-Piano zusammen mit ihrem Violonisten in angemessener und erfreulicher Weise: Mit leisen Tönen, zarten Melodien und einem ansprechenden Gesang reichte sie dem Publikum ein feinsinniges Entree zum Anwärmen der Sinne.Als Daughter, die bei Live-Shows zum Quartett werden, die Bühne betraten und schon fast klassisch mit „Still“ loslegten, war das Publikum direkt auf Betriebstemperatur. Besonders auffallend war der ausgezeichnete Sound, der die Instrumente klar und akzentuiert wiedergab. Es waren weder Bassdröhnen noch Höhenschärfen zu verzeichnen; das Schlagzeug - Remi Aguilellas Spiel war eine Augen- und Ohrenweide – war präzise und trocken, Igor Haefelis und Elena Tonras Gitarren schimmerten und funkelten um die Wette und der Gesang war nahezu sternenklar. Wer zudem befürchtet hatte, dass sich bei Elena & Co. nach den vielen (Festival-)Auftritten in diesem Jahr Müdigkeit, Routine oder gar Arroganz eingeschlichen und breit gemacht hätten, durfte sich angesichts der hohen Spielfreude und des sympathischen Auftretens beruhigt fühlen. Nach knapp 90 Minuten verließ die Band mit dem Daft Punk-Klassiker „Get Lucky“ unter großem Applaus die Bühne und hinterließ das Publikum sicherlich in einem uneingeschränkten Wohlfühl-Zustand.
Akutelles Album: If You Leave (4AD)
Text + Foto: Marco Pawert
Weitere Infos: www.ohdaughter.com