Vor einem Monat war er noch der Star des diesjährigen Iceland Airwaves Festivals und aktueller isländischer Chartbreaker, jetzt steht er ein wenig verloren auf der Bühne des Dresdener Beatpol und stellt seine Band vor.
Keine zusammengecasteten Supermusiker, sondern seinen Bruder – Ásgeirs Texte schreibt übrigens hauptsächlich sein Vater – und ein paar alte Kumpels. DIY ist beim neuen Superstar der nördlichsten Hauptstadt der Welt immer noch angesagt. Denn der Erfolg seines im letzten Jahr veröffentlichten Albums kam unverhofft und hat die Schüchternheit des immer noch bei seinen Eltern wohnenden Ásgeir Trausti noch nicht verfliegen lassen. Was live ein bisschen schade ist. Denn seine Lieder, immer getragen von seiner Gitarre oder seinen Keyboards und seiner hohen anrührenden Stimme, verlangen eigentlich danach, auch außerhalb des Kehlkopfes einen körperlichen Ausdruck zu finden. Kann ja noch werden, denn physiognomisch braucht sich der junge Mann nicht hinter seinen Instrumenten zu verstecken. Was er live auf keinen Fall versteckt, ist seine Heimatsprache. Denn auch wenn sein Erfolgsalbum vor kurzem auf Englisch neu erschienen ist – was ihm in Island durchaus Kritik einbrachte – bestreitet er den Großteil des Konzerts in Islenska und wird dafür vom Publikum bejubelt. Die Umsetzung seiner Stücke wirkt auch noch ein wenig wie eine Baustelle, denn seine Band hat das Gleichgewicht der elektronischen Anteile noch nicht immer gefunden und so werden manche Momente vom Synthesizer geradezu fortgespült. Doch als Songwriter ist Ásgeir auf jeden Fall eine Entdeckung und wenn er seinen Platz auf der Bühne gefunden hat, bekommen bestimmt nicht nur die Damen im Saal weiche Knie.