Als Xiaolu Guo 2009 mit ihrem ersten Spielfilm SHE, A CHINESE den Goldenen Leoparden beim Filmfestival von Locarno gewann, war klar, dass man von der chinesischen Schriftstellerin und Regisseurin noch einiges zu erwarten haben könnte. Und tatsächlich liefert sie mit UFO IN HER EYES den Beweis: Im Film geht es nicht minder darum den Globalisierungsprozess auf märchenhafter Weise darzustellen. Der ganz normale Wahnsinn, dem die Welt seit Jahrzehnten ausgesetzt ist, hat das chinesischen Provinzdorf, das im Film portraitiert wird, scheinbar weiträumig umgangen. Sozialer, kultureller oder technischer Fortschritt? Fremdwörter. Die ledige Enddreißigerin Kwok Yun (Shi Ke), fühlt sich durch das Leben auf dem Dorf nicht ausgefüllt, versucht aber trotzdem die Traditionen zu wahren und nicht negativ aufzufallen. Einzig ihre Affäre mit einem verheirateten Dorflehrer (Z. Lan) gibt ihrem Leben eine Ahnung von Spaß. Eines Tages hat sie auf einem Streifzug durch die Felder eine seltsame Erscheinung und wird ohnmächtig. Als sie wieder zu sich kommt ist einzig ein seltsamer Fremder (Udo Kier) zu sehen, der zudem verletzt ist. Der Mann entpuppt sich als amerikanischer Tourist und Geschäftsmann. Pflichtbewusst setzt Kwon Yung Dorfvorsteherin Chief Chang (Mandy Zhang) über den Vorfall in Kenntnis. Die leitet die Informationen ordnungsgemäß an ihre Vorgesetzten weiter. Bald darauf erhalten sie einen Brief des Amerikaners, der sich bei seiner Retterin mit einer Geldsumme bedankt. Die geschäftstüchtige Dorfvorsteherin wittert ein lukratives Geschäft und die Chance ihr Dorf auf den Pfad der Modernisierungshoffnung zu schicken. Gerade das ‚UFO-Site‘, der Ort der unheimlichen Erscheinung Kwon Yungs entpuppt sich als Touristenattraktion... Xiaolu Guo gelingt mit UFO IN HER EYES ein episches Werk, dass die Geschichte Chinas auf fabelhafte Art durch den Zeitraffer schickt. Dabei schreckt sie nicht davor zurück unangenehme Wahrheiten zu thematisieren und mit einen klaren Blick menschliche Schwächen darzustellen. Fragen nach der Zukunft des weltweiten Optimierungswahns, der Rolle von Künstlern und Einzelgängern in modernen Gesellschaften, Umweltschutz, die Auflösung traditioneller Beschäftigungsmodelle und die Absurdität von Bürokratie werden gestellt und zufriedenstellend besprochen. Einziger Wermutstropfen die mangelnde Kooperation von chinesischer Seite, welche eine offizielle Ausstrahlung des Films in den chinesischen Kinos vorerst unmöglich macht.
DE 2011, Regie: Xiaolu GuoDarsteller: Shi Ke, Udo Kier, Mandy Zhang u.a.
Kinostart: 26.04.2012
Weitere Infos: ufo.pandorafilm.de