Während ihrer Recherche für einen Artikel über Escort Girls in Paris stößt die Journalistin Anna (Juliette Binoche) auf die Studentinnen Alicja (Johanna Kulig) und Charlotte (Anaïs Demoustier). Um die horrenden Lebenshaltungskosten in der französischen Hauptstadt tragen zu können, aber auch um auf der sozialen Scala ein paar Stufen zu erklimmen, was durch den Konsum von Luxusgütern möglich scheint, prostituieren sie sich regelmäßig und finden ganz offensichtlich auch Gefallen daran. Die karrierebewusste Anna ist zunächst verstört von der freizügigen Erzählungen der Mädchen und appelliert an deren feministisches Bewusstsein. Je mehr Zeit sie mit den beiden verbringt, umso mehr wird sie jedoch in ihren Bann gezogen und beginnt ihre Gesellschaft zu genießen und sich treiben zu lassen. Sie scheinen zum Teil dem ‚besseren Leben‘ näher zu sein als das was die erfolgreiche Journalistin mit ihrer Familie führt. Der Film begleitet Anna einen ganzen Tag lang, in Anlehnung an Virginia Woolf‘s ‘Mrs Dalloway‘, während sie ein Geschäftsessen für die Kollegen ihres Mannes vorbereitet. Ihre heile, gutbürgerliche Welt beginnt zu bröckeln als sie feststellen muss, dass Prostitution auch vor ihren vier Wänden nicht halt macht und die Befriedigung der körperlichen und konsumorientierten Bedürfnisse ähnliche Wege gehen. Der Film eröffnete auf der diesjährigen Berlinale die Panorama-Sektion und sorgte erwartungsgemäß für regen Gesprächstoff. Die differenzierte Umgangsweise der polnischen Regisseurin mit dem komplizierten Thema der Studienfinanzierung durch Prostitution basiert auf reale Interviews mit sich prostituierenden Studentinnen aus dem Dokumentarfilm ESCORT der Dokumentarfilmerin Hélène de Crécy. Die bildgewaltige und zum Teil übermäßig ästhetisierte Darstellung sowie Binoches hingebungsvolles Spiel täuscht an manchen Stellen über die klare Aussage des Films hinweg, dass es sich hierbei um eine durchaus emanzipierte Herangehensweise mit dem Thema handelt.
PO/ FR/ DE 2011, Regie: Malgoska SzumowskaDarsteller: Juliette Binoche, Anaïs Demoustier, Joanna Kulig u.a.
Kinostart: 29.03.2012
Weitere Infos: www.zorrofilm.de