Faszinierend an der Story, die auf einem Roman von Kazuo Ishiguro basiert, ist weniger das reißerische Grundthema der Geschichte, sondern vielmehr dessen kunstvolle Verschleierung. Vordergründig nämlich basieren Roman und Film auf der Annahme, dass in einer unheilvollen Zukunft Menschen gezüchtet werden, um als Ersatzteilspender für Kranke zu dienen. Aber anders als in anderen Geschichten und Filmen zu diesem Thema wird diese Annahme diesmal nicht dramatisiert und der Kampf der Klone um ihr Leben in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, sondern vielmehr alles getan, um diese Dramatik abzufedern. Das geschieht zuallererst durch den Kunstgriff, Teile der Handlung in eine technisch fortschrittlichere Vergangenheit zu verlegen. Und dann dadurch, dass die drei Protagonisten Kathy, Thommy und Ruth hauptsächlich mit ihrer Beziehung zueinander und weniger mit ihrer unheilvollen Bestimmung (die lediglich beiläufig durchscheint) beschäftigt sind. Im Film wachsen die drei jungen Kinder in dem britischen Internat Hailsham in einer Bilderbuchwelt der 60er Jahre auf. Lediglich die seltsamen Anordnungen zur Gesundheitspflege und die kursierenden Gerüchte über die Außenwelt lassen bisweilen die Besonderheit der Erziehungsstätte erahnen. Vordergründig jedoch handelt der Film von der Beziehung von der zurückhaltenden, feinfühligen Kathy, die sich des leicht ungestümen und ungeschickten Thommys annimmt. Es entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte, die ihr Ende findet, als Thommy sich auf die deutlicheren Werbungsversuche der besten Freundin von Kathy, Ruth, einlässt. Später im Film wird Kathy - inzwischen Betreuerin von Organe spendenden Klonen - ihre ehemalige Freundin wieder treffen und gemeinsam werden sie Thommy suchen und finden. Das Filmteam hat eine sehr gelungene Umsetzung des anrührend melancholischen Buches mit Tiefgang hinbekommen, entstanden ist ein verstörend schöner Film.
GB/USA 2010, Regie: Mark RomanekDarsteller:Carey Mulligan, Andrew Garfield, Keira Knightley, u.a.
Kinostart: 14.04.2011
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