(Ariella, 264 S., 24,95 Euro)
Gurzhy kennt ihr, die Stichworte "Russendisko" und "RotFront" sollen an dieser Stelle reichen. Der Mann war "Auf der Suche nach dem neuen jüdischen Sound in Deutschland" und berichtet in diesem Buch von seinen Suchergebnissen. Stilistisch orientiert er sich dabei am bei PopHistorikern schon seit längerem ebenso beliebten wie manchmal auch etwas zerfasertem Prinzip der "oral history", er interviewte also SzeneProtagonisten. Das kann in die Hose gehen, Gurzhy gelingt aber über weite Strecken ein sehr informatives, faktenreiches und doch lebendiges Berichten. Dazu viele, in einer Art "fanzine-style" arrangierte Fotos und im Anhang sogar der (natürlich zum Scheitern verurteilte) Versuch einer Diskografie – das Buch hat das Zeug zum vorläufigen populärwissenschaftlichen Standardwerk in Sachen "Aktuelle jüdische Musik in Deutschland". Zu Wort kommen in den insgesamt 23 Kapiteln Daniel Kahn, Marina Frenk, Joel Rubin, Frank London, Sasha Marianna Salzmann, Paul Brody, Shantel, Socalled, Geoff Berner, Alan Bern, Sasha Lurje – ich muss hier abbrechen und habe doch noch nicht mal alle der bekanntesten Namen aufgezählt. Jüdische Gangster, Hardcore und der Kopf von Karl Marx – alles hängt mit allem zusammen, wenn man denn will. Und sofern man diese Zusammenhänge erkennt oder wenigstens auf so sympathische Weise über sie stolpert, wie es Gurzhy immer mal wieder tut. Wer also verstehen will, wieso die Klezmatics ihren Welterfolg in Berlin starteten, wieso viele internationale Musiker mit jüdischem Hintergrund gerade im "Täterland" ein fruchtbringendes Netzwerk aufbauten, wieso jüdische Musik im Club, in der Synagoge und im JazzKeller gleichermaßen funktioniert und wohin die Reise dieser bunten Mischung vielleicht gehen könnte, der sollte schleunigst dieses Buch lesen.Weitere Infos: www.ariella-verlag.de/richard-wagner-und-die-klezmerband