(Ch. Links Verlag, 272 S., 25,00 Euro)
Stefan Wolle ist u.a. wissenschaftlicher Leiter des privaten "DDR Museums" in Berlin (von dessen deutlich kommerzieller Ausrichtung sich z.B. die Dauerausstellung "Alltag in der DDR" in der Kulturbrauerei Berlin angenehm abhebt) und hat sich als gelernter Historiker seit 1990 intensiv mit der DDR-Geschichte beschäftigt. Sein solides Faktenwissen hat er bereits zu mehreren Büchern verarbeitet, aber dieser Blick auf Werden, Sein und Untergang der (in jeder Hinsicht zentralen) HauptStadt der DDR ist besonders lesenswert. Denn Wolle nähert sich dem Objekt seiner Betrachtungen auf ebenso geschickte wie lehrreiche Weise: die Geburt aus dem Chaos des Krieges, das Ausmaß von Zerstörung und Not, aber auch Euphorie und Aufbauwillen in den ersten Jahren; der Wahnsinn der (nicht nur stalinistischen) Stadtplanung und ihrer gigantischen, weniger Straßen als Aufmarschlinien gleichenden Verkehrsschneisen, aber auch der Kraftakt, mit dem günstiger Wohnraum und nach und nach auch mehr Konsumgüter verfügbar gemacht wurden, der Bau der Mauer, die propagandageladenen Weltfestspiele 1973, der im Ansatz so richtige wie in der Umsetzung verkehrte "Palast der Republik" und die Hinterhöfe der bröckelnden Altbauten als (keinesfalls alleinige!) Keimzelle der 89er Revolution – all das verknüpft Wolle in unterhaltsamen Worten zu detailreichen Szenen, die die Sonderstellung Ost-Berlins genauso herausarbeiten wie den Alltag in der Hauptstadt der DDR.Weitere Infos: www.christoph-links-verlag.de/index.cfm?view=3&titel_nr=9084