Propyläen, 284 S., 22,00 EUR
Der Grund, warum sich die Kulturredakteure von Zeitungsfeuilleton bis Deutschlandradio mit diesem Buch beschäftigen, wird wohl weniger echtes Interesse an der eigentlichen Thematik sein als der Umstand, dass es wunderbar in die emotional hoch aufgeladene MigrationsDiskussion passt. Das ahnten auch die Autoren, weswegen im letzten Kapitel eine sehr gelungene Einordnung der Forschungsergebnisse des Archäogenetikers Krause in eben diese Diskussion erfolgt. Vorher hat der Direktor des Jenaer MPI für Menschheitsgeschichte gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Trappe aber auf über 200 Seiten sehr griffig und verständlich die Revolution dargelegt, die in den letzten 10 Jahren aus der explosionsartigen Entfaltung der Gen-Analysemöglichkeiten auch vor Jahrtausenden Verstorbener erwuchs. Alte Diskussionen wurden (vorerst?) entschieden, die (nur vermeintlich?) eindeutigen Ergebnisse der Genuntersuchungen geben deutlich und auch schon recht umfassend Antwort auf die Frage nach dem "Wie Wann Woher" der Ausbreitung des Modernen Menschen. Es ist wohl tatsächlich so: im Grunde stammt fast jeder (West)Europäer von anatolischen Einwanderern ab. Allerdings kamen die nicht 2015, sondern schon vor 5000 Jahren. Warum und was vorher und nachher geschah, das kann man in diesem gelungenen Buch nachlesen.Weitere Infos: www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/die-reise-unserer-gene-9783549100028.html