Blumenbar/Aufbau Verlag, 181 S., 20,00 EUR
Georgien: traumhafte Landschaften, gutes Essen und feiner Schnaps (Tschatscha), Heimat Stalins, Kolchis als Ursprung der Schmiedekunst und Ziel der Argonauten...über Plattitüden hinaus weiß ich nichts über das Land. Das ändert dieser eigenartige Roman zumindest ein wenig, denn er spielt in Tbilissi, wo Nino im Rathaus arbeitet und ihr Mann Niko mit etwas mehr Antrieb ein guter Filmregisseur sein könnte. Aus reiner Langeweile rufen die beiden in einer Séance den Oberesoteriker Gurdjieff an. Jener erscheint prompt und entpuppt sich als schlauer Schmarotzer. Der eingeforderten Kostenbeteiligung kommt er mit der hypnosegestützten Entführung eines regelmäßig die üppige Nachbarin beglückenden Neureichen nach. Doch das sich in eine zombiehafte Mumie mit Hang zum Dauergebet wandelnde Opfer wird olfaktorisch schnell unerträglich und endet als Wunderheiler in einer Dorfkirche. Niko und Nino richten derweil mit Hilfe des Innenarchitekten Koki ihre neue Wohnung ein und wundern sich über nichts mehr, denn "Manchmal ist ein Traum auch einfach nur ein Traum, und es ist sinnlos, versteckte Zeichen und Botschaften in ihm zu suchen." Eine wunderbar absurde, anspielungsreiche Reise in ein geografisch wie gedankenweltlich fremdes Land und zugleich eine tiefe Verbeugung vor Bulgakows Jahrhunderttext "Der Meister und Margarita".Weitere Infos: http://www.aufbau-verlag.de/index.php/der-aufblasbare-engel.html