Limbus Verlag, 176 S., 18,00 EUR
Jetzt ist das Rokoko mit seinen prunksüchtigen Gecken in parfümierten Perücken eine Epoche, die mich nicht sehr interessiert, aber die Österreicherin Sylvia Tschörner legt mit ihrer Übersetzung der "lettres galantes" des Herrn de Beaumarchais an seine Angebetete, die skandalumwolkte spielsüchtige Bankrotteurin und Intrigantin, aber eben auch geistreiche, freidenkende und selbstbewusste Salonschönheit Madame de Godeville, ein so wundervolles Stück hoch erotischer, dabei sehr offener (die Briefe waren nicht für eine Veröffentlichung, sondern allein als esprit-reiche Unterhaltung zwischen den beiden gedacht) und auch sprachlich so witzig wie leidenschaftlicher Korrespondenz vor, dass man den schönen schmalen Band kaum aus der Hand legen mag. De Beaumarchais war Unternehmer (der u.a. Waffen an die jungen USA lieferte) und vielbeschäftigter Spekulant, auch Politiker und Geheimagent, nebenbei Voltaire-Herausgeber, Theatermann (von ihm stammen u.a. "Der Barbier von Sevilla" und "Die Hochzeit des Figaro") und Streiter für Urheberrechte - was Wunder, dass der Libertin sich oft über mangelnde Zeit für einen delikaten Besuch bei der Empfängerin seiner zärtlich-expliziten Zeilen beklagen muss. Ein großartiger und mit so sicherer wie kluger Hand editierter Lesegenuß.Weitere Infos: www.limbusverlag.at/index.php/briefe-ohne-nadeln