Reclam, 392 S., 34,95 EUR
Kampmann versucht sich am Unmöglichen: auf knapp 400 Seiten die Geschichte der Musik aus der Jazz-Kiste zu erzählen. Das gelingt zunächst sehr gut, die Kapitel zur Geburt in New Orleans (oder doch St. Louis?) und zum Wachsen in Chicago/New York sind interessant und unterhaltsam, auch Swing und Jazz in Deutschland und Europa gut beleuchtet. Dann wird der weitere Weg (Bebop, Hardbop, Cool usw.) kompakt-kompetent erläutert, große Solisten und Bandleader werden porträtiert und Theorien analysiert - bis Kampmann in den 80ern ankommt und der Zerfaserung nicht mehr gewachsen scheint. Von der Experimental-Szene bleibt wenig mehr als Zorn und die Downtown-Connection, kein Wort zu Echtzeit-Musik, Mikrotonalität und der Berliner oder Wiener Impro-Szene, auch Norwegen wird weitgehend ausgeblendet. Wie aber soll man eine solche Vielfalt auch zwischen zwei Buchdeckel zwängen? Was dem Werk aber wirklich fehlt, ist ein Register - das sollte in der nächsten Auflage nachgeschoben werden.Weitere Infos: www.reclam.de/detail/978-3-15-011072-0/Kampmann__Wolf/Jazz