(656 Seiten, München 2015, Heyne Verlag)
John Lydon ist der legendäre Frontmann der Punkikonen The Sex Pistols und der Anführer von P.I.L. Und wenn der Mann nichts zu erzählen hat, wer dann? Genau so, wie das inflationär genutzte Wort „legendär“ hier angebracht ist, ist das Wort Parforceritt für das Tempo der Geschichte exakt das richtige. Atemlos hetzt John Lydon durch die Stationen seines Lebens und der Leser hechelt hinterher. Los geht’s in den brutal harten Arbeiterzusammenhängen der irischen Einwandererfamilie, der John Lydon entstammt. Erzählt wird die Geschichte, wie er sich mit sieben Jahren durch Ratten eine Meningitis fängt, ins Koma fällt und fast alles neu lernen muss. Beleuchtet wird auch sein Lebenswendepunkt, als er zu Johnny Rotten, dem The Sex Pistols-Sänger wird. Auch danach erfindet er sich ständig neu und bleibt immer in Bewegung. Auch wenn er in seiner wütenden Schreibe manchmal sinnlos übers Ziel hinaus schießt, kann er das Lebensgefühl des Punk fast so beschreiben, dass es physisch spürbar ist. Und da nimmt man als Leser seinen aufgestautem Frust eben hin.