Schwarzkopf & Schwarzkopf, 392 S., 19,99 EUR
Flake ist Keyboarder (vielleicht nannte man die im Osten wirklich Tastenficker - zu mir hat das nie jemand gesagt, aber da war die DDR auch schon fast vorbei) und spielt(e) in mindestens zwei generationenprägenden Bands, von denen eine fast vergessen ist und die andere eifersüchtig mißverstanden wird (und derzeit pausiert). Was er aus seinem Leben zu berichten weiß, ist für einen Rockmusiker erstaunlich gut geschrieben (natürlich nur, wenn man den launigen, leicht naiv gefärbten Plauderton als "Schreiben" akzeptiert) und von noch erstaunlicherer Selbstsicherheit geprägt. So ehrlich schilderte bisher noch niemand die DDR, so klar bekannte sich keiner dazu, dass es ihm seinerzeit eigentlich ganz gut ging. Dabei war Flake alles andere als staatstragend, aber er trug sein "Anderssein" auch nie als Monstranz vor sich her, sondern machte schlicht sein Ding. Dazu gehörte sicher nicht die Armee, aber auch nicht die Revolution. Eher schon Sauferei und In-den-Tag-hineinleben. Und natürlich Musik. Die Rammstein-Kohle wurde in seltsamen Unternehmen versenkt oder an falsche Freunde verliehen, war jedenfalls immer schnell weg. Was Flake aber nicht wirklich stört, denn Geld hat für ihn (und das ist typisch für diese Art der Sozialisierung) wenig Bedeutung. Wer noch in Ost/West-Kategorien denkt – ob nun gewollt oder nicht – wird diesem Buch einiges abgewinnen können, wer es nicht tut, erhält unterhaltsamen Geschichtsunterricht zu einem verschwundenen Land.Weitere Infos: www.schwarzkopf-verlag.net