(420 Seiten, Taschen, Köln 2011)
Alex Steinweiss kann als der Erfinder der Plattenhülle gelten. Er hat sie nicht nur erfunden, der Mann hat gleich eine eigen Kunstform daraus gemacht. Spielt das in iTunes-Zeiten überhaupt noch eine Rolle? Für den, der sich noch ein musikhistorisches Bewusstsein bewahrt hat, allemal. Schließlich waren Plattenhüllen nicht nur ein haptisches Erlebnis, sie boten auch noch was für das Auge. Und das gab es erstmals 1940 in der später bekannten Form. In diesem Jahr entwarf Alex Steinweiss als junger Artdirektor der Columbia-Plattenstudios erstmals eine farbig gestaltete und völlig neuartige Schallplattenhülle aus Pappe, die von nun an zum Verpackungsstandard der gesamten Tonträgerindustrie werden sollte. Es war Richard Rodgers and Lorenz Hart Platte „Smash Song Hits.“ Bis dato waren Schallplatten in eher schmucklosen Verpackungen zu finden. Jeder, der schon mal ein Plattencover alter Schule in Händen hielt, hat dabei vermutlich irgendwann auch ein von Alex Steinweiss gestaltetes berührt. Gestalterisch ist der Verhüllungskünstler in der Klassik, im Jazz und im beginnenden Pop/Rock zu Hause. 1972 entschied sich der Design-Revolutionär im Alter von 55 Jahren zum Rückzug aus dem Geschäft. „Eines Tages wartete ich im Empfangsbereich einer Plattenfirma - ich im Anzug, neben mir lauter langhaarige Typen in fransigen Lederjacken. Da wurde mir klar, dass ich total altmodisch war und dass es Zeit wurde, das Handtuch zu werfen.“ Der vorliegende Wälzer frönt dieser alten Mode. Er tut dies farbenfroh und geschichtsbewusst. Ein Buch, in dem andauernd blättert, das man einfach nicht aus der Hand legen will und in dem man den schier endlosen Einfluss auf die nachfolgenden Generationen der Plattenhüllengrafiker.