
Die Kunsthalle Bielefeld zeigt Arbeiten der deutschen Ausnahmekünstlerin Anna Oppermann (1940 – 1993), die als Schlüsselfigur der Konzeptkunst in Deutschland angesehen werden kann. Im Zentrum der Ausstellung steht das umfangreiche Ensemble ´Künstler sein (Zeichnen nach der Natur, zum Beispiel Lindenblätter)´, eines der Hauptwerke Anna Oppermanns, das 1977 auf der documenta 6 in Kassel gezeigt wurde. Ein weiterer Fokus der Ausstellung liegt auf dem Frühwerk der Künstlerin.
Künstler sein (Zeichnen nach der Natur, zum Beispiel Lindenblütenblätter), 1969 – 1985, Interpretation: Ute Vorkoeper, Assistenz: Anna Schäffler, 2010, Installationsansicht: Galerie Barbara Thumm, 2010Abb. unten: Frühwerk Nr. 374, 1965-1968, Mischtechnik auf Hartfaserplatte, (c) Nachlass Anna Oppermann
Die Installation ´Künstler sein´ (1977) steht programmatisch für das Selbstverständnis einer neuen Künstlergeneration. Oppermann reflektiert darin gängige Künstlerbilder und die Erwartungen des Kunstbetriebs. Gleichzeitig versucht sie die Grenzen inhaltlich und formal in vielerlei Richtungen aufzubrechen. Sie artikuliert insbesondere den Anspruch, gleichberechtigt als Künstlerin neben ihren männlichen Kollegen wahrgenommen zu werden. Herausfordernd ist die Präsentationsweise des Werkes, das wie andere Werke von Oppermann gleichsam aufgeführt werden muss. Oppermann nannte diese besonderen Installationen ´Ensembles´.
Die ´Ensembles´ wirken zunächst wie unaufgeräumte Zimmer, in denen Zettel, Notizen, Zeitungsausschnitte, Zeichnungen, Gegenstände, Selbstgeschriebenes und immer wieder Fotos zu Stillleben arrangiert sind. Sie setzen einen engagierten, teilnehmenden Betrachter voraus, der sich seines eigenen Sehens bewusst ist und die permanenten Widersprüchlichkeiten aushält. So wuchert auch ´Künstler sein´ als eines der größten Ensembles mit seinen mehr als tausend Einzelteilen förmlich in den Raum und ist visuell als Ganzes gar nicht zu erfassen, weil der Betrachter immer zwischen Nähe und Distanz hin- und hergerissen ist, um die kleinteiligen Bilder und Texte gut sehen zu können, dabei aber das Ganze aus den Augen verliert.
