In Köln präsentiert sich zur Zeit die internationale Pop-Art im Museum Ludwig, in der Schirn in Frankfurt am Main deutet sich in Kürze an, wie deutsche Künstler sich dem Thema widmeten und welche Abweichungen und Varianten zu beobachten sind. Trivialität, Comics, realitätsnahe Dinglichkeit – Anforderungen an eine Kunstrichtung, die die Szene damals überflutete und deren Grenzen nur aus ihrer Grenzenlosigkeit bestand.
Wer Pop-Art sagt denkt an Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Robert Indiana oder Robert Rauschenberg. Jedoch weniger an Sigmar Polke, Konrad Klapheck, Helmut Sturm oder Ferdinand Kriwet. Amerikaner und Engländer gaben seit Mitte der fünfziger Jahre den Ton an, während Europa noch bis 1968 warten musste, ehe auf der documenta 4 in Kassel eine umfangreiche Darstellung von Pop-Art aus den Ursprungsländer gezeigt wurde. Als Sammler von Pop-Art ist der Aachener Schokoladenfabrikant Peter Ludwig bekannt geworden, der große Werkblöcke und Einzelstücke zusammen kaufte.Jenseits von Coca Cola-Rausch und massentauglicher Populärkunst kümmerte sich der (west)deutsche Ableger der Pop-Art um die Varianten einer alltagstauglichen und die Kleinbürgerwelt ironisierenden Geschmacksideale und die typisch deutsche Gemütlichkeit. Archäologisch entdeckte, aus den 60er und 70er Jahren stammende Produktionen stehen neu entdeckten und wieder zugänglich gemachten Arbeiten gegenüber. Die Abkehr von der vor fünfzig Jahren vorherrschenden bürgerlichen Ästhetik, die nicht mehr unbelastet war, zeigt sich in einer realistisch umflorten Kunstproduktion, die das Unterhaltungs- und Massenkulturelement bewusst in ihren Fokus stellte. Im auslaufenden Wirtschaftswunderjahrzehnt tauchten in der Kunst Westdeutschlands Namen wie Thomas Bayerle, Karl Horst Hödicke, Christa Dichgans, Bettina von Arnim, Klaus Staeck oder Gerhard Richter auf, die auch die politische Aufarbeitung der jüngsten deutschen Vergangenheit zum Thema machten. Von Wolf Vostell ist eine teilweise überzeichnete Fotografie von Rudi Dutschke zu sehen, Thomas Bayerle verklärte eine profane „Ajax“-Flasche zu einem kunterbunt, eben „poppigen“ Versatzstück des Gegenwärtig-Gegenständlichen. Manfred Kuttner bemalte 1963 eine Schreibmaschine mit fluoreszierender Temperafarbe und montierte sie auf Holz, Konrad Lueg bemalte die Sportbekleidung von zwei in grau gehaltenen Boxer mit Kaseintempera. „German Pop“ präsentiert sich mit Gemälden, Objekten, Skulpturen, Filmen, Collagen und Grafiken als eine Bestandsaufnahme der deutschen Pop-Art, die als Kontrapunkt zum oft plakativen und glamourösen Vokabular angloamerikanischer Künstlerkollegen eine oft trügerische Gemütlichkeit in den 1960er Jahren entdeckte und entlarvte. 06.11.2014 – 08.02.2015 Schirn Kunsthalle Frankfurt, Römerberg, 60311 Frankfurt Tel.: 069 – 2998820 E-Mail: welcome@schirn.de Geöffnet: di, fr – so 10 – 19 Uhr, mi + do 10 – 22 Uhr Eintritt: 9/7 Euro Katalog Verlag der Buchhandlung Walter König (Preis noch nicht bekannt)Weitere Infos: www.schirn.de