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Herman de Vries

Museum Schloss Moyland Bedburg-Hau



Der Präsentationsort liegt selbst inmitten eines grünen, von Bäumen und Feldern umschlossenen Naturgebiet. Innerhalb der Umzäunung erhebt sich das Schloss im alten Baumbestand und historisch-korrekter Eichenallee mit Basaltstelen - wegen deren geplanter Entfernung ein heftiger Streit entbrannt ist. Und hinter den Mauern der Ausstellungshalle warten schließlich die vom Künstler gesammelten und ver/bearbeiteten Gegenstände aus der Natur auf die Reflexion durch den Betrachter. „all this here“, die Ausstellung „natur: werkgruppen und installationen“ des holländischen, im fränkischen Eschenau lebenden Künstlers Herman de Vries, scheint die Summe der Möglichkeiten zu sein, die die Natur seit Jahrtausenden anbietet und ständig erneuert, variiert und verändert.

In künstlerischer Hinsicht kommt Herman de Vries diesem Bild sehr nahe, ist er doch ein Finder, der in der prinzipiell asymmetrischen Natur etwas Interessantes gefunden hat: die Symmetrie. Dieser Aspekt ist das eigentlich überraschende am Arbeitsergebnis des Künstlers – er verändert kaum das Vorgefundene, erschafft jedoch durch intelligente Komposition ein Struktur im Chaos. Sehr behutsam arrangiert de Vries das vorgefundene Material und nimmt ihm dadurch nicht die Originalität. Insbesondere in der Arbeit „collected may 26 1974, 18 km west from bournay“ fällt diese Betrachtungsweise ins Auge. Sechs arrangierte Pflanzen aus einer Gruppe zeigen die selbe Krümmung des Stiels, ihre schmalen Blätter variieren in der Ausrichtung nur geringfügig. Auch die Rosenzweige in „rosa canina“ widerspiegeln, hier vor allem im Arrangement durch Künstlerhand, eine wiederkehrende Symmetrie. De Vries übersieht bei allem Respekt vor der Natur nicht das Chaos in der Natur. „chaos“, eine mit Pastell auf Papier ausgeführte graphische Arbeit, drückt dieses Gefühl des Nichtbeherrschbaren aus: Das Wort selbst wird durch die x-fache Wiederholung zur selbstdefinierten Unordnung.
Nahezu systematisch, wie ein korrekter Wissenschaftler, geht Herman de Vries vor, häuft umfangreiche Sammlungen an, archiviert Ausschnitte aus der naturnahen Realität, gestaltet zeitlich begrenzt existierende Kunstwerke im Naturkreislauf und verewigt Erdausreibungen aus verschiedenen Regionen der Welt als abstrakte Landschaftsbilder („from earth“). Trotz aller aus dem Werk zu filternden Strukturen agiert Hermann de Vries auf der philosophischen Grundlage des „chance & change“ – Zufall und Veränderung. Die Kunst des Zufalls offenbart sich beispielhaft in der Arbeit „unter der weide, am löchla“ von 2003, in der de Vries herab gefallene Weidenblätter genau so auf dem Papier ausbreitete, wie sie auf dem Boden vorgefunden hat. Die Weidenblätter ergeben ein graphisches Muster, das die Natur gestaltet hat, eine Momentaufnahme im unfassbaren Kosmos der Landschaft. In der Werkgruppe „eschenauer journal“ (173 Teile) zeigt sich die Quintessenz einer Landschaft – diverse Materialien dokumentieren ihre Bestandteile. In dem Objekt „the bundles“ (Pflanzen in Zeitungen im Holzregal) kommt mehr zum Ausdruck als das laienhafte Sammeln und Pressen von Blütenblättern zwischen Buchdeckeln. Hier steht das Archiv der Natur - das als Gedächtnis des Künstlers Bestand hat - als Manifest gegen das Vergessen.
Sprache und Schrift vermittelt Hermann de Vries über seine poetischen und philosophischen Texte, in Künstlerbüchern und Editionen dokumentiert er seine Arbeit als Buchdesigner und Herausgeber. Dabei überzeugt am meisten die „steigerwald holzbibliothek“, eine vierundzwanzigteilige Holzartendokumentation in Buchform.
Bis 25.10.2009 – Museum Schloss Moyland, Am Schloss 4, 47551 Bedburg-Hau Geöffnet im Sommer (bis 30.09.) di-fr 11-18 Uhr, sa+so 10-18 Uhr, im Winter (01.10.-31.03.) di-so 11-17 Uhr Katalogbuch vom Künstler gestaltet 24,90 Euro, Vorzugsausgabe (eingeklebtes Cellophantütchen mit vom Künstler in der Natur Gesammeltem) 39 Euro
Weitere Infos: www.moyland.de


September 2009
Franz Mon 1951 · plus Schrift · Bild · Stimme
Herman de Vries
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