Nimmt man die Bibliographie des Franz Mon zur Hand, fallen die durchsiebten, verpurzelten, geschüttelten und verrührten Buchstaben, Wörter, Satzfragmente und Kombinationen aus all dem direkt ins Auge. Das Auge sieht mit, das Auge öffnet dem Ohr den zweiten (Ab)Bildungsweg, das Auge schaut in die akustische Semantik. Bei Franz Mon fällt nichts auf das Papier, was nicht auf seine Hörbarkeit getestet und nichts knabbert am und im Ohr, was nicht vorher auf seine Schrift- und Schriftsprachqualitäten untersucht wurde.
„Schrift, Bild und Stimme sind die prägenden Elemente, die das Werk von Franz Mon am besten charakterisieren“, schreibt Anne Thurmann-Jajes, die als Kuratorin der Ausstellung diese drei Elemente bei der Auswahl der Exponate fest im Blick hatte. Franz Mon, 1926 in Frankfurt am Main geboren, zählt zu den wichtigsten Protagonisten der Konkreten Poesie in Deutschland und besitzt auch auf internationalem Sprach-Parkett einen gewichtigen Stimmanteil. In seinen schriftlichen Arbeiten reduzierte und verwischte Mon die Sprache und die Schrift auf das absolut notwendige Maß, das noch eine Aussage erlaubte. Die Sprache als Mitteilungsinstrument und Verständigungsebene zwischen Menschen erfuhr insbesondere in den sechziger Jahren in künstlerischer Hinsicht ihr minimalistisches Grundgerüst. Grenzüberschreitungen hin zur bildenden und Hör-Kunst ergaben sich dabei zwangsläufig und wurden von den Autoren (neben Mon auch Helmut Heißenbüttel, ... ) als Stilmittel bewusst eingesetzt.Was bereits aus der Minimal Music bekannt war, nämlich Reihenbildung, Wiederholungsmuster und Variationen, fanden unter anderem durch Franz Mon einen Platz in der Literatur. Das Wort im Text als graphisches Element, reduziert auf Form und Abbild, übertrug seine literarische Bedeutung in einen rein visuellen Zusammenhang. Mons Textarbeiten fanden zunehmend Eingang in die Rundfunkrealität, wo in den experimentierfreudigen siebziger Jahren eine Plattform für „radiophone Poesie“ entstanden war. Unter dem Stichwort „experimentelle Hörspiele“ stellte Mon Stücke wie „das gras wies wächst“, „blaiberg funeral“ oder „ich bin der, ich bin die“ her.
Die Jahreszahl „1951“ bezieht sich auf den Beginn der künstlerischen Tätigkeit Mons, als er nämlich in der Zeitschrift META sein erstes Gedicht publizierte: „Die Lüge ist der Paß unseres Grenzübertritts“. Da tauchte also erstmals der Begriff auf, den Mon künftig (auch) als Maß seiner Arbeit benutzte: Grenzen überschreiten. Für seine konsequente künstlerische Arbeit wurde Franz Mon mit vielen Preisen geehrte, unter anderem mehrmals der Karl-Sczuka-Preis für Hörspiele, der Kunstpreis Berlin, die Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt.
In Bremen zeigt die Hauptausstellung des Studienzentrums für Künstlerpublikationen einen umfassenden Werksüberblick mit Graphiken, Collagen, Montagen und Textbildern. Außerdem stehen sein veröffentlichtes Werk (eigene und Gemeinschaftsarbeiten) und die auditiven und radiophonen Arbeiten im Fokus der Ausstellung.
Bis 13. September 2009. Weserburg – Museum für moderne Kunst. Teerhof 20, 28199 Bremen.
Weitere Infos: www.weserburg.de