Nach wenigen Worten, die im Verlaufe des Interviews kaum mehr werden wollen, wird klar: Diese Band braucht kein großes Theater, keine aufgesetzten Phrasen, sie lassen einfach ihre Musik sprechen. Und auch dabei haben die vier Herren klare Vorstellungen. All das, was sie zu Beginn ihrer Schaffensphase in jeder freien Minute förmlich aufgesogen haben, sprudelt nun potenziert wieder heraus. Und so werden die Sounds der Mitt-Neunziger Mid-West Schule a.k.a. Emo wohl auf ewig weiter getragen werden.
„Die Get Up Kids und Texas Is The Reason waren ganz einfach diejenigen, die uns zur Musik gebracht haben und da war es klar, dass, als wir unsere Instrumente zum ersten mal in die Hand nahmen, diese Bands uns beeinflussen würden. Das ist nun schon eine Weile her und wir hören diesen Stuff natürlich nicht mehr täglich. Trotzdem ist es natürlich in unseren Köpfen.“ Und so bleibt es dabei, dass Spitalfield ihren eigenen Sound als Rock beschreiben und nicht mehr. Für ihre Fans könnten sie zwar sicher die Lücke schließen, die Bands wie die Get-Up Kids wohl in Kürze hinterlassen. Bescheiden wie man aber ist, steckt man die persönlichen Ziele bedeutend niedriger: „Shows spielen, umher reisen. Ich versuche gar nicht an mehr zu denken. Einfach den Kopf runter und rocken!“ Einfach zu erfüllende Wünsche, möchte man meinen, angesichts einer zufriedenen Zuhörerschaft, die die sympathisch zurückhaltende Art der vier selbsternannten Chaoten neben der gleichfalls überzeugenden musikalischen Fähigkeiten zu schätzen weiß. „Eigentlich ist es verwunderlich, dass wir überhaupt etwas auf die Reihe kriegen. Wir sind uns alle ziemlich ähnlich, nämlich gleichermaßen unreif. Mark organisiert glücklicherweise das meiste für uns und es klappt.“ Unter anderem zeichnet Mark zusammen mit TJ auch für die Lyrics verantwortlich, denen scheinbar von einigen Mitmusikanten nur zweitrangige Bedeutung beigemessen wird. „Mark und TJ machen das ganz allein. Sie nehmen sich viel Zeit dafür, also scheinen sie es ernst zu nehmen.“ Ja, da spricht der Vollblutmusiker. Auch wenn es viel zu sagen gibt, muss nicht jeder zu allem eine Meinung kundtun. Und wenn Kritiker und Hörer hier und da eine musikalische Entwicklung oder Verbesserungen entdeckt haben wollen, sieht man das ganz nüchtern. „Fortschritt, Rückschritt... wie auch immer. Wir schreiben einfach Songs, die uns gefallen und können nicht mehr als hoffen, dass andere das auch so sehen.Eineinhalb Jahre auf Tour und gemeinsames Proben hat uns sowohl menschlich als auch musikalisch näher gebracht und lassen Ideen untereinander besser fließen, das ist ganz natürlich.“ Es gibt also für alles eine ganz einfache und vor allem kurze Erklärung. Und wer so stressfrei durchs Leben geht, der kennt auch erst recht keine Terminprobleme. „Derzeit spielen wir zwischen 9 und 10 Monaten im Jahr live. Für mich ist es immer nur Spaß. Mein Ziel ist es eigentlich, 365 Shows im Jahr zu spielen.“ Vielleicht also demnächst auch in einem Theater in Ihrer Nähe. Wenn nicht noch das ein oder andere hervorragende Album dazwischenkommt.
Weitere Infos: www.spitalfield.net