Kein Rauschen ging durch den deutschen Musikblätterwald, als die schwedische Band Logh ihr Debütalbum mit dem grandiosen Titel "Everytime A Bell Rings An Angel Gets His Wings" hierzulande vorstellte. Vielleicht war es kein aufregendes Album. Zu still und introvertiert, um durch die große Hype-Maschine gedreht zu werden. Doch es war ein Juwel, das auch im Schatten zu Funkeln wusste. Nun steht der nächste Wurf an, weshalb die WESTZEIT diese Band bei ihrem Konzert im Heidelberger Schwimmbad-Club traf.
"Ich glaube nicht, dass wir dafür die richtige Musik spielen. Solche Hypes zerstören doch nur das einzig Wichtige, die Musik selbst. Mit der Zeit wird dieses Spiel ja auch langweilig", meinen Logh auf den Einwurf, dass sie vom großen Wirbel, der damals um Bands wie die ansatzweise ähnlichen Sigur Rós gemacht wurde, kaum provitieren konnten. Sie machen nicht gerne große Worte, sondern zeigen lieber auf der Bühne, um was es ihnen geht. Auch dieses Jahr wieder. Erneut wird Deutschland ausgiebig betourt und plötzlich sind Leute da und nicht wenige, obwohl Logh in der hiesigen Musikpresse weitgehend ignoriert wurden und auch ihr zweiter Longplayer noch verharrt in den Release-Startlöchern. Das ist es wohl, was man einen Geheimtipp nennt. Und die Anwesenden werden nicht enttäuscht. Die Schweden inszenieren eine Atmosphäre, die auf der einen Seite eine mystisch wirkende Distanz aufbaut, aber auf der anderen Seite echtes Wohnzimmerfeeling verbreitet. Nicht zuletzt liegt dies daran, dass sich Gitarrist Jens Hellgren gerne einen Stuhl auf die Bühne holt oder es sich einfach mal auf dem Bühnenboden bequem macht. Überhaupt scheinen Logh das Publikum kaum wahrzunehmen. Sänger Mattias Friberg tritt nur selten ans Mikrofon, macht vereinzelt eine schüchterne Ansage, und auch die Vocals spielen an diesem Abend eine eher unterordnete Rolle. Besonders begeistert das jazzig anmutende Schlagzeugspiel, das eine vertrackte Struktur in die großzügig ausgelegten Klangteppiche der Slidegitarren bringt. Später stellt sich heraus, dass Marco Hildén nur für den kürzlich ausgestiegenen Drummer Kristofer Rönström eingesprungen ist. Das Set ist eine gute 50/50-Mischung aus bekanntem Material und neuen Songs, die sich trotz einiger Weiterentwicklungen im Sound gut in den Kontext einbetten. "Unsere Songs entwickeln sich ständig weiter. Wir versuchen, sie live auch immer etwas anders zu spielen, und nicht so wie auf dem Album zu klingen. Das haben die Leute ja zuhause, da wäre es doch langweilig, einfach nur dasselbe zu hören." Plötzlich zerreißt das laute und wütende Geschrei von Mattias Friberg die melancholische Atmosphäre. Ein Novum. Eine Entwicklung, die es auf der neuen Platte zu verfolgen gibt. "Die Leute empfinden unsere Musik immer als melancholisch. Aber das ist sie eigentlich gar nicht." Sie ist vielschichtiger. Es kommt auch Wut zum Ausdruck, was vielleicht der Grund dafür ist, dass "The Raging Sun" ein wenig dichter und drängender daherkommt als der Vorgänger. Vielleicht werden sie ja diesmal nicht übersehen. Zu gönnen, wäre es ihnen.Aktuelles Album: The Raging Sun (Bad Taste Records / Soulfood)
Weitere Infos: www.logh.se