„Pie Town“ ist der Name des fünften Albums des Familienunternehmens L.A. Edwards, dass der Namensgebende Luke Andrew Edwards zusammen mit seinen Brüdern Jay und Jerry bereits 2015 ins Leben rief. Die Band hat mit ihrem Heartland-Rock-Sound inzwischen eine Nische besetzt, die zuvor van Acts wie z.B. John Mellencamp oder Tom Petty eingenommen wurde. Tatsächlich wurde das zweite Album „True Blue“ weiland von Ron Blair – seines Zeichens Bassist der Heartbreakers - produziert. Inzwischen hat Luke Edwards allerdings euch seine Liebe zur Studioarbeit entdeckt und produzierte das neue Album zusammen mit seinen Brüdern selber. Um ihre Vorstellungen von einem raumgreifenden 'Larger Than Life'-Sound effektiv realisieren zu können, vertrauten L.A. Edarwards sich mit dem letzten Album „Out Of The Heart Of Darkness“ dem legendären Sound-Engineer Tom Lord-Alge an, der mit seinen Mix-Künsten bereits Acts wie die Rolling Stones, Peter Gabriel oder U2 unter die Arme griff und der auch das Sounddesign von L.A. Edwards auf ein neues Level hievte. Für „Pie Town“ setzten die Jungs noch mal eins drauf und boten Tom Lord-Alge noch mehr Material an, mit dem sich der Meister so richtig austoben konnte.
Nicht, dass der Hörer notwendigerweise an solchen technischen Aspekten interessiert wäre – aber der Effekt, den sich mit einem solcher Ansatz dann erzielen lässt, kann schon sehr beeindruckend sein. Ist das dann auch der Grund dafür, warum die Musik von L.A. Edwards oft mit monumentaler Grandezza, weit ausholenden Melodiebögen und raumgreifenden Power-Chords daherkommt und somit irgendwie größer als das Leben angelegt ist?„Ich denke schon“, überlegt Luke, „beispielsweise haben wir noch nie mehr Spuren verwendet als auf 'Pie Town'. Früher waren das vielleicht 5 Spuren – mit ein wenig Orgel hier oder einer Rassel da – aber auf 'Pie Town' gibt es tatsächlich hunderte von Spuren. Wir konnten uns das leisten, weil wir mit Tom Lord-Alge jemand hatten, der seine Sachen sowieso so mischt, dass sie riesig klingen. Wir hatten in dieser Richtung schon auf dem letzten Album gearbeitet, aber auf diesem haben wir Tom noch viel mehr an die Hand gegeben – eben um diesen 'Larger Than Life'-Sound hinzubekommen. Sowas kann natürlich verheerend enden – aber deswegen haben wir uns ja an Tom gewandt. Er hat beim letzten Mal einen so guten Job gemacht, dass wir gar nicht mehr nach jemand anderem suchen mussten. Und es ist wichtig, dass bei einer solchen Aufgabe jemand von außerhalb der Band mitarbeitet.“
Was sind denn die Roots von L.A. Edwards – der Band?
„Wir sind tatsächlich mit viel Kirchenmusik aufgewachsen“, räumt Luke ein, „mit Hymnen, Gospel und christlicher Musik und so etwas. Wir lebten damals an der Grenze zwischen Florida und Alabama – im Bible Belt – und sind dort immer in eine große Kirche gegangen, die einen eigenen Gospel-Chor hatte. Das war ein großer Teil unserer Prägung – erst später sind wir dann mit Rockmusik in Kontakt gekommen. Die Rockmusik bedeutete für uns damals alles – und das waren die ersten Alben von Radiohead, Oasis und Weezer, die im Radio spielten. Und dann gab es da noch diesen Grunge-Sound, der ein bisschen melodischer war und den wir mochten. Ich denke, dass wir uns sowieso immer auf Melodien konzentriert haben – und auf Harmonien. Wir haben versucht, so etwas wie die Everly Brothers zu machen – wo zwei Gesangsmelodien sich zu einer Stimme vereinen. Das entwickelte sich aus 2-stimmigen Harmonien, die ich und Jay gesungen haben. Später hat Jerry dann auch noch gelernt zu singen und heute haben wir 3.stimmige Harmonien. Definitiv ist die Melodie für uns die Nummer eins wenn es um das Songwriting und die Musik geht."
Welche Art von Musik hören Luke und seine Brüder denn, um sich zu inspirieren?
„Nun – um mich zu inspirieren bin ich eher an der Produktion als an Songs interessiert. Ich bin immer noch im Produzentenmodus und seziere die Stücke, die mich interessiere nach produktionstechnischen Aspekten – nach dem Motto: 'ach schau mal, hier haben sie das gemacht und dort jenes und damit dies und das erreicht'. Ich bin da eher auf der technischen Ebene unterwegs und versuche zu verstehen und zu lernen, was Andere gemacht haben um es zum funktionieren zu bringen. Ich mag zum Beispiel The National oder The War On Drugs – aber hauptsächlich in Bezug auf die Produktion, Sicherlich haben die coole Songs, aber ich bin an den Klanglandschaften interessiert, die diese Acts bieten. So betrachte ich sogar Pop-Songs und analysiere diese in solcherlei Hinsicht. Sogar Sachen wie Beyoncés 'Texas Hold Up' – das ist zwar kein besonders guter Song, aber er hat einen Refrain, an den man sich erinnern kann."
Das neue Album heißt ja „Pie Town“ - was ist denn der Gedanke dahinter?
„'Pie Town' ist eine Referenz an den Ort, an dem wir aufgewachsen sind“, berichtet Luke, „das ist eine kleine, ehemalige Goldgräber-Stadt namens Julian in Kalifornien. Die ist sehr alt und hat ungefähr 1000 Einwohner. Damit ist die Erinnerung an unsere Jugend verbunden. Wir sind typische Kleinstadt-Kids. Die Stadt ist berühmt für ihren Apfelkuchen. Die Touristen kommen deswegen dort hin. Ansonsten ist da nichts. Die Stadt ist so klein, dass es da nicht mal eine Ampel gibt."
Welche Rolle spielen denn die Texte für Luke? Er hat auf jeden Fall eine interessante Technik, die Texte mit wenigen Worten auf das Wesentliche zu reduzieren.
„Ich schreibe praktisch nie die Texte vor der Musik – das ist vermutlich auch der Grund dafür, dass es so wenige gibt. Ich fange immer mit der Melodie oder seltener einem anderen musikalischen Element an. Die Melodie ist dabei fast immer der Ausgangspunkt – und wenn es mal was anderes ist, dann vielleicht eine Gitarrenfigur, eine Basslinie oder ein cooler Drumbeat. Dann lasse ich den Song diktieren, was er sein und aussagen möchte. Was dann die Texte betrifft, so bin ich meistens mit einer Strophe und einem Refrain fertig. Dabei fange ich meistens mit dem Refrain an, denn das ist, worum es geht: 'Don't bore us – get to the chorus'. Das mache ich dann also als erstes, weil ich Strophen ganz einfach schreiben kann."
Das ist ein interessantes Konzept, denn wenn man schon einen Refrain hat, braucht man ja nicht mehr danach zu suchen, wenn man dann an den Strophen arbeitet. Die Texte nehmen dann allerdings eine andere Gewichtung ein, als bei „Storyteller“-Songwritern, die ihre Geschichten ja über die Strophen erzählen müssen.
Wo geht die musikalische Reise denn in der Zukunft hin? Es gibt ja jetzt das eigene Label Bitchin' Music Group – auf dem Luke soeben seine Kollegin Jade Jackson aufgenommen hat mit der er gerade an einem Projekt arbeitet. Was gibt es denn sonst noch, was ihn musikalisch reizen könnte?
„Nun ich habe noch nicht mit so vielen anderen zusammengearbeitet und wäre schon offen für mehr Kollaborationen – denn wir arbeiten zur Zeit immer in unserer eigenen kleinen Blase. Aber was die Erforschung von Sounds betrifft, ist so ziemlich alles möglich. Ich denke, dass es cool ist, sich ständig zu verändern – aber auf dem jeweiligen Album basierend und nicht das Image betreffend. Nimm zum Beispiel Beyoncé – die hat gerade ein Country-Album gemacht. Es ist zwar kein gutes Country-Album aber es ist aufregend, dass sie es gemacht hat. Springsteen ist auch sehr gut darin, Alben mit einem eigenen Konzept zu machen, die sich aber trotzdem wie ein Springsteen-Album anhören – sei es 'Nebraska' oder 'Born In The USA'. Es macht genauso viel Spaß so etwas zu machen, wie es dem Zuhörer dann Spaß macht sich das Ergebnis anzuhören. Man wird dabei zu einem rechten Chamäleon. Bob Dylan ist sehr gut darin. Das ist es, was so viel Spaß beim Produzieren und Musizieren macht. Ein Musiker ist am Ende dann ja tatsächlich ja auch so etwas wie ein Entdecker."
Aktuelles Album: Pie Town (Bitchin' Music Group/ The Orchard) VÖ: 05.07.
Weitere Infos: https://www.laedwards.com/ Foto: Lauren Farrah