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FEE.

Der Kampf mit sich selbst

FEE.

2018 überraschte die Frankfurter Liedermacherin Fee. mit ihrem Solo-Debüt-Album all jene, die sie vielleicht zuvor schon als Frontfrau des Pop-Ensembles Neoh kannten, denn mit ihren im Folkpop-Setting eingefangenen, amüsanten Selbstbespiegelungs-Anekdötchen im Songformat wechselte sie das Metier und empfahl sich weiland als Deutschpop-Liedermacherin mit einem charmanten, eigenen Stil. Die Songs des nun vorliegenden, zweiten Albums „Nachtluft“ entstanden dann zwar noch vor der Corona-Krise, jedoch geriet die gesamte Produktion des Albums schon in die erste Lockdown-Phase.

Ursprünglich sollte das Werk dennoch im Herbst erscheinen; da sich jedoch auch das ganze Drumherum – wie z.B. das Tourbooking und die Promotion – unter den gegebenen Umständen wesentlich unbeständiger planen lassen, war es vielleicht keine schlechte Idee, das Album nun auf den Winter zu verschieben. Wie entstanden denn die neuen Songs?
„Ich habe zuerst ziemlich viele Vorproduktionen gemacht und auch viel in meinem Heimstudio herumgewurschtelt“, berichtet Fee., „ich habe auch mehr mit anderen Leuten zusammengearbeitet und mir auch mehr Leute ins Boot geholt, die ich ganz toll finde und die die Songs dann auch mit eingespielt und produziert haben. Das war eher ein Flickenteppich verschiedener Leute und nicht die feste Band. Wir waren dann pünktlich zum ersten Lockdown im Studio und haben das Album eingespielt. Den Gesang habe ich dann im Homestudio in meinem Schlafzimmer aufgenommen. Das hatte natürlich auch mit der Quarantäne zu tun, hauptsächlich aber damit, dass ich dann zu jeder Tages- und Nachtzeit aufnehmen konnte, gerade so wie ich mich fühlte. Man ist dann auch emotionaler bei der Sache als wenn man sich sagt dass man das Ganze in zwei Wochen im Studio machen muss. Dann war das Album irgendwann fertig und sollte ursprünglich im September rauskommen – aber da ich jetzt alles selber mache – Booking und Videos und so, und sowieso nicht auf Tour gehen kann, dachte ich mir, dass ich den Druck ein wenig rausnehmen sollte und habe mir überlegt, das Album jetzt auf Dezember zu verschieben.“ 
Der Titel des Albums lautet ja „Nachtluft“ - was ganz gut zu der im Vergleich zum Debüt melancholischeren Grundtendenz passt.

„Der Titel 'Nachtuft' kommt daher dass dieses Wort in einem Text vorkommt“, erklärt Fee., „ich mochte das Wort und habe mich damit beschäftigt, denn das hat zur einen Hälfte positive Vibes und zur anderen eher düstere, molllastive Vibes. Ich finde aber, dass man beides gut kombiniert bekommt, denn eine Nachtluft kann einerseits lau und heiter sein und andererseits dunkel und nebellastig.“ 
Fällt es Fee. aktuell vielleicht schwieriger, unbefangen an die Sachen heranzugehen – was die melancholische Grundtendenz des Albums erklärte?

„Nee – ich finde es auch gut so, wie es geworden ist, weil es meine Stimmung zu der Zeit ausdrückt“, überlegt Fee., „ich war nicht nur auf der Soundsuche, sondern auch generell auf der Suche persönlich im Leben. Es haben sich halt bei mir Dinge verändert und weiterentwickelt und eine Veränderung ist ja immer erst auch mal ein Kampf mit sich selbst.“ 
Fee. scheint ihre Texte generell oft als inneren Dialog anzulegen – was diese Aussage, dass sie einen Kampf mit sich ausfechte, unterstützte.

„Ja, stimmt wohl – aber ein Konzept gab es tatsächlich gar nicht“, gesteht sie, „es handelt sich tatsächlich um eine Sammlung von in nicht geplanten Momenten entstandenen, unterschiedlichen Songs. Es ist nicht so, dass ich mir Themen überlege, sondern das kommt dann immer so. Eigentlich brauche ich Ruhe und Langeweile, um schreiben zu können – oder mir muss es richtig dreckig gehen. Meistens schreibe ich Songs, wenn es mir nicht gut geht – und darum sind die dann auch oft melancholisch.“
Musikalisch geht Fee. auf dem neuen Album auch neue Wege. So gibt es Songs, auf denen es z.B. gar keine Akustik-Gitarre mehr zu hören gibt. Ging es ihr darum, aus gewohnten Schemata auszubrechen?

„Ja, absolut“, bestätigt sie, „wenn man sagt, dass die Akustik-Gitarre, so, wie ich sie geschrieben habe, immer in dem Song vorkommen soll, dann beschneidet man sich selber in seiner Kreativität. Wenn man immer die Akustik-Gitarre im Fokus hat, dann hat man ja auch wesentlich weniger Möglichkeiten, eine Spannung aufzubauen und mit Sounds zu spielen. Mein Freund hat mir eine E-Gitarre gebaut und seit ich die habe, habe ich auch immer mehr Bock sie zu spielen, weil die so geil ist – in den Songs und teilweise auch auf der Bühne.“
Noch ein gutes Stichwort: Wie wird es denn nun weitergehen mit Fee. und der „Nachtluft“?

„Eigentlich wäre ich ja genau jetzt auf Tour“, resümiert Fee., „ich hatte meine Tourdaten ja schon gebucht – habe diese aber natürlich verschieben müssen. Allerdings hatte ich damals die ersten Termine auf Februar gelegt. Ich lasse das jetzt erst mal stehen – wir müssen dann mal sehen, ob dann wieder Live-Auftritte möglich sind.“ 
Aktuelles Album: Nachtluft (o-tone) VÖ: 04.12.

Foto: Christoph Seubert

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