Als Michele Stodart 2012 ihr Solo-Debüt ´Wide-Eyed Crossing´ veröffentlichte, kam das vermutlich sogar für die Fans der Magic Numbers, die sie (immerhin seit 2011) zusammen mit ihrem Bruder Romeo betrieb, überraschend. Denn es war ja nicht so, dass die Band unter einem Popularitätsdefizit litt. Andererseits kann man ja schon auch verstehen, dass die Position einer Bassistin in einer Band nicht eben die Erfüllung eines kreativen Lebenstraumes bedeuten kann.
Dass nun – immerhin 5 Jahre später – ein neues Album namens ´Pieces´ vorliegt, auf dem sie das Country-Thema des Solo-Debüts musikalisch erheblich in Richtung klassisches Songwriting aufbohrt, deutet indes an, dass es Michele ernst mit der Songwriterei meint. Die Musik, die Michele selbst schreibt, ist insofern in einer Linie mit dem zu sehen, was die Magic Numbers machen, als dass diese mindestens genauso ambitioniert und strukturell anspruchsvoll angelegt ist – wenngleich weniger rockig, deutlich akustisch orientierter und balladesker. Dem Vernehmen nach begann Michele die Arbeit an ´Pieces´ mit dem Stück ´Something About You´ - einer melancholischen Ballade mit Chanson-Touch und einem kammermusikalischen Streicher-Arrangement, die vom Rest des Materials insofern stilistisch abweicht. Wie fand sie dann zu einem musikalischen Thema für ´Pieces´?„´Something about You´ Ist wahrscheinlich einer der ältesten Songs auf der Scheibe und eines meiner Lieblingsstücke“, führt Michele aus, „es passte aber irgendwie nicht auf mein erstes Album und es war zu der Zeit auch noch nicht fertig. Ich erinnere mich daran, dass ich es ohne Gitarre, nur mit der Melodie in meinem Kopf geschrieben habe und es mir dann selbst auf der Gitarre beibringen musste. So einige der Stücke auf der neuen Scheibe sind auf diese Weise entstanden – und das war irgendwie neu für mich, denn traditionellerweise habe ich immer mit der Gitarre in meiner Hand die Akkorde und die Melodie zusammen geschrieben.“
´Pieces´ hört sich – was die musikalische Ausrichtung, die handwerkliche Umsetzung und das organische Sounddesign betrifft - im Prinzip an, wie eine klassische Songsammlung aus den 70's. Was strebt Michele Stodart denn selbst als Songwriterin an?
„Ich verschließe mich der Musik eigentlich sogar, wenn ich selbst Songs schreibe“, verrät Michele, „ich mag es, mich irgendwie zu verlieren und nicht an Stilen oder Genres orientieren zu müssen. Erst im letzten Stadium der Produktion halte ich Ausschau nach Alben, die ich selbst mag – etwa wegen spezieller Sounds oder der Art, in der die Sachen abgemischt sind. Ich bin dabei natürlich ziemlich durch die Musik der 70er inspiriert – aber es ist nichts, was ich bewusst zu reproduzieren suche.“
Und was sind dann die musikalischen Inspirationen?
„Ich bin mit Country-Musik aufgewachsen“, gesteht Michele. „Patsy Cline, Connie Francis und so etwas – aber auch Burt Bacharach. Meine Mutter sang mir diese herzerwärmenden Songs vor, als ich erst fünf Jahre alt war. Wir legten zusammen Schallplatten auf und weinten dann im Grunde genommen gemeinsam dazu. Das war eigentlich alles sehr inspirierend.“
Wird es denn in diesem Sinne mit Michele's Solo-Laufbahn und/oder den Magic Numbers weiter gehen?
„In der Tat mit beidem“, bestätigt Michele, „ich arbeite gerade sogar an zwei Solo-Alben und ich habe die Arbeiten an einem Duo-Album mit Kathryn Williams angefangen, nachdem wir einen Stapel Songs zusammen geschrieben haben. Und was die Magic Numbers betrifft, so denke ich, dass wir für immer und ewig Scheiben zusammen machen werden. Wir arbeiten gerade an unserem fünften Album und ich denke, dass es Anfang nächsten Jahres herauskommen wird.“
Aktuelles Album: Pieces (One Little Indian / Rough Trade)