"Wir spielen jetzt besser zusammen und viel härter und haben dabei auch mehr Spaß als je zuvor. Ich kann wirklich behaupten, dass wir im Moment schärfer darauf sind, zusammen zu spielen und auf Tour zu gehen, als seit Jahren", erklärt Apples-In-Stereo-Mastermind Robert Schneider im Westzeit-Interview. "Es ist nicht so, dass es früher nicht auch sehr an- und aufregend gewesen wäre, aber wir ziehen jetzt ein völlig anderes Ding durch, haben einen ganz anderen Sound, versuchen uns an verschiedenen Stilen und wollen unsere Musik damit in eine ganz andere Dimension puschen."
Recht hat er, denn beim Hören des ausgezeichneten neuen Albums "Velocity Of Sound" fragt man sich unweigerlich: Und das sollen jetzt die Lo-Fi-Helden aus Denver sein, die bisher immer durch 60s-lastige Psychedelia überzeugt haben? Auf dem neuen Apples-Werk sind die durchstrukturierten Pop-Hymnen der 60s einem oft wesentlich härteren und lauteren Bubblegum-Punksound gewichen, der an Guided By Voices und des Öfteren sogar an die Ramones erinnert. Passenderweise hat Bryce Goggin das neue Album gemischt – er drehte auch schon für Pavement und eben die Ramones die richtigen Knöpfe. "Ich hab so viele Ideen, dass ich sie gar nicht alle im Kopf behalten kann", erzählt Robert. "Geholfen hat auch, dass wir 2001 eine Tour- und Aufnahmepause eingelegt haben. Unsere Schlagzeugerin Hilarie und ich haben 2001 Nachwuchs bekommen und das ganze Jahr damit verbracht, unseren Sohn kennen zu lernen. Da wurde sozusagen der Bogen gespannt, und jetzt schießen wir den Pfeil ab." Das erklärt die vor Spielfreude übersprudelnde neue Platte, aber nicht unbedingt, warum sich die Apples stilistisch mit "Velocity Of Sound" gänzlich neu orientieren."Eine ganz spezifische Veränderung ist, dass ich in der Vergangenheit immer sehr viel Freude daran hatte, kleine Referenzen an unsere Helden wie die Beach Boys, die Beatles, Syd Barrett, The Velvet Underground und andere Bands, die mich Tag für Tag inspirieren, einzubauen", weiß Robert. "Dem Sound nahe zu kommen, den diese Bands fabriziert haben, war so etwas wie der heilige Gral für mich. Da dachte ich noch, dass es Voraussetzung für eine klassische Platte sei, als Produzent und Tontechniker die Art und Weise zu durchschauen, wie andere Klassiker gemacht worden sind. Aber in der Pause, die ich letztes Jahr eingelegt habe, ist mir klar geworden, dass ich nur dann eine Platte machen kann, die so großartig wie ‚Pet Sounds’ oder ‚Sgt. Pepper’s’ ist, wenn ich eine mache, die ganz und gar nicht wie diese Alben klingt. Schließlich war das, was so großartig an diesen Platten war und ist, dass sie ganz und gar einzigartig klangen, für ihre Zeit völlig eigenständig waren und sich stark von den vorherigen Alben der jeweiligen Bands unterschieden. Wenn ich also mein eigenes ‚Pet Sounds’ aufnehmen will, muss ich also etwas völlig anderes und wirklich Originelles machen. Ich würde nicht behaupten, dass ich dieses Ziel schon erreicht habe, aber es ist etwas, auf das ich hinarbeiten kann." Und fast möchte man sich wünschen, dass Robert und die Apples In Stereo noch viel Zeit bis zu ihrem allumfassenden Meisterwerk brauchen, vor allem, wenn dabei ausgezeichnete "Abfallprodukte" wie "Velocity Of Sound" herauskommen!Aktuelles Album: "Velocity Of Sound” (CookingVinyl/Indigo)