Mary Timony ist schon immer eine gleichermaßen inspirierte wie inspirierende Musikerin gewesen. So unbekümmert wie mit ihrem neuen Power-Trio klang die Dame aus Washington, D.C. allerdings noch nie. Ex Hex mögen die Ramones, Johnny Thunders, Blondie, The Pretenders, Tom Petty oder die Runaways – und das lassen sie uns auf ihrem umwerfenden Debüt "Rips" auch hören.
Mary und ihre Mitstreiterinnen Laura Harris (Schlagzeug) und Betsy Wright (Bass) begeistern auf ihrem Erstling mit 13 kurzen, herrlich kratzbürstigen Riff-Rockern, die mit frechen Texten und großartigen Gitarrensoli irgendwo zwischen rotzigem Punk und majestätischem Power-Pop landen und die trotz Retro-Touch extrem frisch daherkommen. Das sehen auch die Pressevertreter rund um den Globus so, die sich gegenseitig mit Lobeshymnen übertreffen.“Es ist genug Energie in ´Rips´, um den Energiebedarf eines kleinen Landes komplett zu decken”, jubelt NPR in den USA, der englische Guardian will dagegen die ´Luftgitarrenplatte des Jahres´ gehört haben, und sogar der hiesige Stern, nicht unbedingt als Bastion des Indierock bekannt, spricht von ´einer der unpeinlichsten Retro-Rockplatten seit Langem´. Der sicherlich größte Trumpf von Ex Hex ist die unbändige Spielfreude, die auf ´Rips´ allgegenwärtig ist. Das sieht auch Frontfrau Mary so, als wir sie während der US-Tournee ihrer Band auf dem Highway zwischen Kansas City und Denver erreichen.
“Wir versuchen gar nicht erst, ein großes, bedeutsames oder verrücktes künstlerisches Statement abzugeben”, erklärt sie. “Wir konzentrieren uns darauf, das Ganze zu genießen! Wir spielen die Songs unserer Platte wirklich sehr, sehr gerne, und es geht in erster Linie darum, Spaß zu haben.”
Eine Aussage, die überrascht, schließlich war Mary bislang vor allem für Musik mit Köpfchen bekannt. Vor fast 25 Jahren machte sie mit ihrer kantigen ersten Band Autoclave den Weg frei für die Riot Grrrls, mit Helium vereinte sie Kunst, Anspruch und Indierock und mit Wild Flag entdeckte sie nach Jahren als Solistin die Freude an der Kollaboration neu. Ex Hex entstanden, als die Supergroup nach nur einer LP auf Eis gelegt wurde. "
“Ich hatte einfach ein paar Songs herumliegen und fing an, mit Laura zu jammen”, erinnert sich die inzwischen 44-jährige Sängerin und Gitarristin. “Wir haben in der Garage von diesem Punkrock-Typen in Maryland geprobt. Da gab es keine Toilette, ganz zu schweigen von einer Heizung. Dann hörte ich, dass Betsy Wright von Virginia nach D.C. zurückkehren würde und wusste sofort, dass sie die Richtige war. Sie schreibt auch Songs, deshalb ist die Platte ein echtes Gruppenprodukt.”
Zusammen mit ihren Mitstreiterinnen wählte Mary eine für sie neue Herangehensweise.
“Früher war für mich oft der Weg das Ziel, bei Ex Hex geht es uns dagegen in erster Linie um das fertige Produkt”, verrät sie. “Es war uns superwichtig, die Songs bestmöglich zu entschlacken.”
Einen echten Auslöser für ihre Hinwendung zum simplen Rock´n´Roll-Sound kann Mary nicht benennen. Dass sie durch die gemeinsame Arbeit mit Carrie Brownstein, Rebecca Cole und Janet Weiss bei Wild Flag zu einer besseren Songwriterin geworden ist und inzwischen lediglich das Standard- anstatt das zuvor von ihr bevorzugte Drop-D-Tuning benutzt, hat aber sicherlich zu der Kurskorrektur beigetragen. Auch ihr Day-Job als Gitarrenlehrerin hat seine Spuren hinterlassen. “Den Kids Songs von Queen, den Beatles und den Rolling Stones beizubringen, hat mich sicherlich beeinflusst”, gesteht sie lachend. Bleibt zum Schluss noch die Frage, was Mary derzeit am glücklichsten macht.
“Live zu spielen”, sagt sie ohne zu zögern und schürt die Vorfreude auf die vier Ex-Hex-Konzerte in Hamburg, Berlin, Köln und Schorndorf Ende Februar. “Wir sind bei jeder Show darauf aus, das Publikum für uns zu gewinnen, und unsere Konzerte haben die Art von Energie, die einfach Spaß macht.”
Aktuelles Album: Rips (Merge / Cargo)
Weitere Infos: www.exhexband.com Foto: Jonah Takagi