Akademien sind oft Kreuzungspunkte von kreativen Geistern, von denen einzeln niemand Notiz nehmen würden, deren schöpferische Kraft geradezu explodiert, wenn sie sich zusammentun. Die Akademie ist hier die Mannheimer Popkademie. The Intersphere ist die Formation, in der vier kreative Geister zur Hochform auflaufen: Christoph Hessler singt, Thomas Zipner spielt Gitarre, Sebastian Wagner zupft den Bass und Moritz Müller sitzt hinterm Schlagzeug.
Vom Projekt zur BandWas 2006 als loses Projektnetzwerk beginnt, hat über inzwischen vier Alben die Form einer hart arbeitenden Band angenommen. Gerade ziehen The Intersphere mit ihrer Platte ´Relations In The Unseen´ durch die Lande.
„Die Arbeit am Album haben wir immer betont, wir sind keine Single-Band“, erklärt Christoph Hessler, „wir gehen da eher konzeptionell ran, obwohl wir am Ende kein Konzeptalbum abliefern.“
Konzeptionelles Denken bedeutet bei der vorliegenden CD auch Nachdenken über ausgeklügelte Instrumentierung.
„Solches Denken kannst du aber nur an den Tag legen, wenn du weißt, wie du das eigene Instrument optimal nutzen kannst; denn nur das kann die Basis dafür sein, dass wir Streicher, Mellotron oder Glockenspiel einsetzen wollen“, fährt der Sänger fort, „schließlich wird ein Stück ja nicht dadurch groß, dass du hinzufügst und hinzufügst, sondern dadurch, dass die musikalische Basis stimmt und tragfähig ist.“
Wie gut die Liedstrukturen inzwischen funktionieren, davon legt das Stück ´Out Of Phase´ beredtes Zeugnis ab. Mit diesem Stück demonstrieren sie formvollendet, dass Opulenz nur auf der Basis von Reduktion sinnvoll entwickelt werden kann.
Akkorde aus dem Jazz entliehen
Was sich durch die Platte wie ein roter Faden zieht, sind die energetischen Ausbrüche, die jedes der Stücke kennzeichnen. Nie aber werden Kompromisse in Sachen Melodie gemacht. „Schöngeistiges, Melodisches gilt bei uns als gesetzt, aber Energie genau so. Wir vollführen da einen immerwährenden Tanz zwischen Energie und Schöngeistigkeit.“
In diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache zu sehen, wie an den aktuellen Stücken gearbeitet wurde. Nämlich grundsätzlich anders, als auf den Platten zuvor.
„Das Grundgerüst kam zwar, wie gehabt von mir“, sagt der Frontmann, „aber diesmal eher im Sinne eine groben Rahmens, wie man es aus dem Jazz kennt. So dass sich im Proberaum immer die Idee durchsetzen konnte, die dem jeweiligen Lied am dienlichsten war.“
Dabei macht die Band vor gar nichts halt. Wenn aus dem Jazz entliehene Akkorde passen, werden die genommen und wenn es für das Lied erforderlich ist, werden da auch schon mal 40 Spuren mit Streichern gefüllt.
„Noch nie war das Lied bei uns so der unumstrittene Boss und Bestimmer, wie bei der Arbeit am aktuellen Album, fügt Christoph Hessler an.
Im Paradies der Retro-Instrumente
Ein weiteres Detail, das schon den ersten Takt - und jeden weiteren bis zum Schluss - mit substantieller Wichtigkeit auflädt, ist die unglaubliche Wärme, die die Lieder abstrahlen.
„Dieses Wärme passt diesmal auch so gut zu großen Ganzen“, nimmt Christoph Hessler den Faden wieder auf, „wir hatten einfach die Möglichkeit im Aufnahmestudio auf eine Vielzahl von Moogs, alten Synthesizern, abgenutzte Orgeln oder auch auf so seltsame Dinge, wie ein Omnichord zurück zu greifen. Wir befanden uns förmlich im Paradies der Retro-Instrumente. Unser Toningenieur ist eben ein leidenschaftlicher Sammler von angestaubten elektronischen Kisten. Und diese Teile lassen beim Musikzieren eine solche Wärme raus.“
Wer jetzt an komplett verfrickelte Progressive-Rock-Kompositionen mit Überlänge denkt, der liegt völlig falsch. The Intersphere haben es drauf, all’ das, wofür die angesprochenen Bands Ewigkeiten brauchen, in maximal vier Minuten und ein paar Zerquetschten abzuhandeln.
„Ich habe irgendwo mal gelesen, was nicht in dieser Zeitspanne zum Ausdruck gebracht werden kann, ist es nicht wert, gesagt zu werden“, lacht Christoph Hessler, „dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen.“
Aktuelles Album: Relations In The Unseen (Long Branch Records / SPV)