Wer „Brigitte“ sagt – zumal in Frankreich – der muss zumindest an „Bardot“ denken. Das muss auch Aurélie Saada und Sylvie Hoarau bewusst gewesen sein, als sie ihrem gemeinsamen Musikprojekt den charismatischen, und in Frankreich sehr gebräuchlichen Namen voranstellten. Bevor es Aurélie und Brigitte zusammen versuchten, waren beide zunächst bereits getrennt unterwegs: Aurélie als Mayane Delem und Sylvie mit der Band Vendetta. Beides mit überschaubarem Erfolg.
Als man sich schließlich fand, stellten beide schnell fest, dass sich die recht unterschiedlichen Damen in idealer Weise ergänzten und inspirierten – ja zu quasi einem gemeinsamen Charakter verschmolzen. Das war die Geburtsstunde von Brigitte.„In Frankreich gibt es in fast jeder Familie eine Brigitte“, erklärt Sylvie Hoarau, „es könnte also jeder sein: Die Mutter, die Tante, die Cousine, die Nachbarin – das ist ein gewisser Widerspruch und diesen Gedanken mochten wir auch. Hauptsächlich haben wir unserem Projekt aber einen Vornamen gegeben, weil wir zusammen singen und denken wie eine Person – was sehr ungewöhnlich ist und in dieser Form in Frankreich auch kein zweites Mal gibt. Es hat von Beginn an zwischen uns gefunkt – wie bei einer Osmose.“
Aber nicht nur den Gesang betreffend, wie uns Aurelie erklärt: „Das Witzige ist, dass alle glauben, dass man sich zusammenraufen und Kompromisse eingehen müsse, wenn zwei Leute gemeinsam arbeiten. Bei uns gibt es aber keine Kompromisse – aber nicht weil eine sagt, wo es lang geht, sondern weil wir immer derselben Meinung sind. Es hat uns ja keiner gedrängt zusammen zu arbeiten und deswegen verstehen wir uns so gut. Wenn eine von uns etwas vorschlägt, sagt die andere immer 'ja'. Das ist wie beim Ping Pong und am Ende werfen wir alle Gewürze in einen Topf und kochen alles zusammen. Zusammen zu arbeiten bedeutet für uns auch, niemals eine leere Seite vor sich zu haben, weil einer von uns beiden immer irgend etwas einfällt.“
Und diese Ideen werden dann angehäuft, bis die Songs schließlich vor Kreativität geradezu zu bersten scheinen. Denn es gibt nichts, was in der Brigitte-Welt unmöglich erscheint: Funk, Afro, Country, Gospel, Disco, Folk, Rap, Pop in einem Song? Alles kein Problem. Wie schreibt mal aber Musik, in der alles passieren kann? Setzen sich die Mädels zusammen und sagen sich: ‚Lass uns mal einen Gospel mit einem Country-Touch und Disco Groove schreiben’?
„Ja, genau so“, bestätigt Aurélie, „und dann spornen wir uns gegenseitig an, noch eins draufzusetzen. Was uns wichtig war, als wir dieses Projekt begannen, war frei in unseren Entscheidungen sein zu können. Es sollte alles so klingen, als wäre das, was wir machen, das letzte, was wir zusammen tun – auch für den Fall, dass es nicht klappen sollte. Also haben wir das umgesetzt wovon wir immer schon geträumt hatten.“
Inhaltlich setzt sich das insofern fort, als dass Brigitte hier mit allerlei Bildern und Wortspielerein hantieren und dabei zum Teil haarsträubend komische –und teilweise deftige - Textzeilen fabrizieren. Humor ist aber nicht alles, wie Aurélie ausführt:
„Kennst Du Les Rita Mitsouko?“ fragt sie, „jedermann singt und tanzt zu 'Marcia baila' – dabei geht hier es um eine Frau, die sterben wird. Das ist das, was auch mich reizt. Deswegen spielen wir gerne mit Humor und ernsten Themen.“
Manchmal darf es aber auch ganz einfach um die Unterhaltung gehen.
„Ja, in 'Oh La La' geht es einfach ums Tanzen. Wir wollen nicht immer so ernst sein. Es ist ja schließlich nur Musik. Wir führen ja keine Hirnchirurgie an unseren Fans durch.“
Das ist aber auch gar nicht nötig. In Frankreich zählen Brigitte schließlich bereits zu den angesagten Top Acts und es bedarf keiner großen prophetischen Fähigkeiten, ihnen auch hierzulande den unmittelbaren Durchbruch vorher-zusagen.
Aktuelles Album: Et vous, tu m’aimes? (3eme Bureau / Indigo)
Foto: Mark Maggiori