Wer bei der Auflösung von Gluecifer vor einigen Jahren heiße Tränen in sein Kopfkissen weinte und davon überzeugt war, nie nie wieder eine Band so richtig verehren zu können, der sollte nun die Öhrchen spitzen: Cowboy Prostitutes heißen die neuen Könige des Schweinerocks und man möchte es schon fast gar nicht mehr erwähnen: Sie kommen aus Schweden! Woher auch sonst?
Tja, fast schon könnte man meinen, irgendein mutiertes Gen ist daran schuld, dass die Skandinavier rocken wie sonst kaum Einer in den Weiten der unkrautüberwucherten Musiklandschaft, aber weit gefehlt: Cowboy Prostitutes Frontmann und Bassist Luca Isabelle ist gebürtiger Italiener und schlicht dem Lock ruf der schönen Töne in den hohen Norden gefolgt. Dort scharte er vier hoffnungsvolle Jungs um sich und legte los. Der Rest ist Geschichte! Hmm, Captain Poon, Du bist zwar immer noch einer der coolsten Jungs auf Erden, aber Musik machen können auch andere. Biff Malibu, eat your heart!Du kommst bekanntermaßen ursprünglich aus Italien, hast dann lange in London gelebt - was hat Dich nach Schweden verschlagen?
“Ich habe in London auch schon immer Musik gemacht und meine ganze Bewunderung galt Bands wie den Backyard Babies, Hellacopters oder auch Accidents, also dachte ich mir, Schweden ist das Land aus dem die beste Musik kommt, also muss ich dahin. Ich packte mein Zeug zusammen und zog um. Gerade angekommen, machte ich einen Aushang in einem Gitarrenshop, dass ich Leute für eine Band suche und kurz darauf hatte ich die erste Resonanz. Eigentlich ziemlich einfach!”
Was glaubst Du, ist der Grund dafür, dass soviele Megabands aus Schweden komme?
“Diese Frage habe ich mir selbst auch schon oft gestellt. Ich glaube, es hat viel mit mit dem Wetter zu tun! Ganz ehrlich, ich liebe Schweden, aber das Wetter ist mindestens sechs Monate im Jahr total schrecklich: Kalt und dunkel! Man kann gar nicht viel anderes tun, als in einer Band zu spielen und jeden Tag zu proben und das ist auch genau das, was die Jungs hier tagein, tagaus tun. Ein weiterer Aspekt ist sicherlich, dass die Regierung hier Bands und Künstler im Allgemeinen sehr supportet: Es gibt genug Proberäume, die von den Gemeinden gestellt werden und man muss fast nichts dafür bezahlen. In London hingegen hat ein Proberaum ein kleines Vermögen gekostet. Wir haben z.B. für drei, vier Stunden Proben um die 30-40 Pfund bezahlt. Das kann man sich nicht jeden Tag leisten. Es gibt viele Auftrittsmöglichkeiten in Schweden und die Musikszene hier ist nicht so gesplittet wie in Deutschland, dass Punks, Metalheads und Rockabillies nicht auf die gleichen Konzerte gehen und so. Hier supporten alle Bans sich gegenseitig und das Publikum ist sehr aufgeschlossen.”
Ihr habt in den vergangenen Jahren einen ziemlichen Popularitätsschub bekommen? Woran liegt liegt das?
“Wir haben unsere Animosität gegen Downloads überwunden und unsere Songs ins Internet gestellt. Ich bin zwar immer noch ein Idiot wenn es um Technik geht, daher wahrscheinlich auch meine Abneigung, aber man kann sich dem nicht ewig verschließen, weil wir dadurch die Möglichkeit haben, Fans in aller Welt zu erreichen. Mal ganz davon abgesehen, dass größere Bekanntheit auch bedeutet mehr auf Tour gehen zu können, darf man auch nicht vergessen, dass Leute z.B. in Südamerika oder anderen Teilen der Welt nicht so einen leichten Zugriff auf Tonträger haben wie wir, weil dort der Vertrieb einfach nicht gut funktioniert. Ich habe erst kürzlich eine Mail von einem Fan aus Südafrika bekommen, der sich bedankt hat, dass wir jetzt auf Downloadportalen vertreten sind, weil es fast ein Ding der Unmöglichkeit war, unsere Alben dort irgendwo aufzutreiben. Wir haben uns angewöhnt, alle zwei Monate zwei neue Songs ins Netz zu stellen und die Resonanz ist großartig. Und für uns ist es auch cool, weil wir uns die immensen Studiokosten, die für ein ganzes Album anfallen, reduzieren können. Ich meine, wir sind eben nicht Metallica und können es uns leisten eine Ewigkeit im Studio zu verkriechen, zwei, drei Wochen waren das höchste der Gefühle und dadurch hatte man natürlich auch den Druck, in relativ kuzer Zeit fertig werden zu müssen. Der ist jetzt weg!”