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TIN HAT TRIO

open minded

TIN HAT TRIO

Abseits des Popstrudels gab es immer Nischen, die so garnicht wirklich kategorisierbar erscheinen. In einer dieser Nischen sitzt auch das Tin Hat Trio fest, obwohl das sicherlich der falsche Ausdruck ist. Carla Kihlstedt, Rob Burger und Mark Orton lieben das bildhafte, arbeiteten dafür auch schon an speziellen Soundtracks, aber auch ihre lediglich auditiv erfahrbaren Veröffentlichungen besitzen viel Raum, den die drei auch stets mit viel Wärme zu füllen wissen. Treibende Kraft hinter dem Ganzen ist neben der Liebe zur einfachen und doch gut gestalteten Musik die emotionale Nähe, die die drei verbindet.

„Die Band ist eher aus Freundschaft als aus einer fixen Idee entstanden, als wir vor etwa 10 Jahren gemeinsam von der Ostküste in den Westen der USA fuhren und in einem Eissturm in Tennessee hängengeblieben sind.“, berichtet Carla. „Dort haben wir dann, völlig abgeschnitten von der Aussenwelt, in einem Motelzimmer musiziert. Und alles, was wir dabei hatten, war Violine, Akkordeon und Akustikgitarre. Das bildet heute noch die Grundinstrumentierung des Tin Hat Trio.“ Eine Instrumentierung, die in dieser Kombination auf der ganzen Welt benutzt wird, doch auf die Art und Weise, wie Carla, Rob und Mark ihr kleines Orchester in Szene setzen, wohl eher einzigartig. Einige der Songs des neuen Albums kann man sich auch in einem mehr Pop-orientierten Kontext vorstellen. Gab es jemals Ansätze in dieser Richtung? „Nicht mit dieser Band. In anderen Projekten gab es da schon eher Song-orientiertes Arbeiten. In unseren Anfangstagen haben wir viel mehr freie Improvisationen eingebracht, was sich dann aber im Laufe der Zeit zu mehr arrangierten Orchestrierungen gewandelt hat. Die Definition der Band ist sehr offen.“ Eine löbliche, aber auch in gewissem Sinne notwendige Sache für das Trio. „Inzwischen leben wir alle in verschiedenen Regionen der USA, was unsere Arbeitsweise natürlich beeinflusst hat. Da wir uns deshalb nicht wirklich oft zu Proben treffen können, hat schon jeder eine gewisse Vorstellung der Arrangements im Kopf, wenn wir zusammen kommen, dennoch wird dann meist noch eine Menge verändert, wir sind da alle sehr flexibel.“ Dass eigentlich alle Songs instrumental bleiben und dabei auch so viel Wirkung erzielen, scheint auf den ersten Blick verwunderlich. „Auf gewisse Weise haben wir es immer genossen, ziemlich strikte Limitierungen - eine kleine Instrumentierung und ausschließlich akustische Instrumente - zu haben. Wenn du den Charakter einer Stimme hinzufügst, ändert das so viel am Fokus der Musik. Mit jeder weiteren Zutat verlierst du auch immer ein wenig und wir fühlten uns einfach nicht gut bei der Idee, noch eine Stimme hinzuzufügen. Sicherlich ist die Stimme in erster Linie ein weiteres Instrument, aber sie vermittelt auch so viel emotionale Information. Bei Instrumentalmusik überlässt du dem Hörer die Bilder, die er sich vorstellen kann, wenn du Worte hinzunimmst, diktierst du sie, und das schon sehr spezifisch.“ Dennoch verschließt sich die Band nicht einer thematischen Vorgabe, wie sie auch die Covergestaltung und der Albumtitel ausdrücken. „Das „Book Of Silk“ ist ein historisches chinesisches Manuskript, in dem alle Kometen, die man bis dahin kannte, katalogisiert waren. Es hat seidene, ausfaltbare Seiten, auf denen künstlerische Darstellungen der Kometen abgebildet sind. Jeder Komet wurde damals in Verbindung zu einem Geschehnis auf der Erde, etwa dem Tod eines Prinzen o.ä., gebracht. Diese Idee gefiel uns und brachte uns auch zum Artwork mit den „comet moths“, wunderschönen, großen Nachtfaltern. Eine unschöne Referenz zu unserem Leben gab es dann auch noch. Mark‘s Frau Lauren starb im letzten Jahr bei einem Wildwasser-Rafting-Unfall und viele Songs des Albums stammen aus der Zeit danach. Es ist ein sehr reflektierendes Album geworden.“ Dahingehend sind die Bezüge von Songs wie „Lauren‘s Lullaby“ oder auch das eben Lauren gewidmete abschließende „Empire Of Light“ (das einzige, zu dem Carla singt) klar. Beruhen auch all die anderen Orte und Personen, die in den Songtiteln auftauchen, auf realen Momenten? „Ja, die sind alle echt. Meistens kommen die Titel beim Songwriting zustande, bei dieser Platte war es ungefähr die Hälfte, der Rest wurde dann schnell zusammengeschustert, als die Plattenfirma die Titel für die Layouts brauchte.“

Aktuelles Album: Book Of Silk (Ropeadope/Ryko/Rough Trade)


Weitere Infos: www.tinhattrio.com

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