Kommt sie nun, kommt sie nicht? Gibt es die Band noch, ist sie nun aufgelöst? Das Mysterium um „L‘autiste“, den Zweitling des Blackmail-Triphop-Ablegers Dazerdoreal schien unergründlich - und nicht zuletzt sehr traurig, denn schon der Vorgänger „Harddisc To Hell“ und die Blackmail Remixe „Do Robots Dream Of Electric Sheep?“ erfreuten sich einiger Beleibtheit. Auch Soundtüftler Rotoskop war Fan, vor allem der neuen Scheibe, die er sich im Nois-O-Lution-Archiv einheimste. Auf einen Release pochend werkelte er an dem bis dahin unveröffentlichten Material herum...
Ergebnis: eine Doppel-CD mit dem Original-Album und Rotoskop-Remixen beider Dazerdoreal-Scheiben. Warum aber die Remixe, wo ihm doch das Original schon so gut gefiel?„Das Ding war so.“, erklärt der Essener „Ich hatte seinerzeit eine Vorabpressung von „L‘Autiste“ bekommen und fand sie einfach riesig, dann aber löste sich die Band vor Veröffentlichung auf, was ich sehr schade fand. Nach einiger Zeit lief das Teil erneut auf heavy rotation bei mir und ich fragte unseren gemeinsamen Labelboss, was er von der Idee hält, Songs von beiden Alben im Rotoskop-Stil zu bearbeiten und unter meinem Namen zu veröffentlichen. Aus kaufmännischer Sicht sind posthume Releases nicht gerade clever, aber mir lag viel daran, dass diese Songs doch irgendwie das Licht der Welt erblicken.“
Da Dazerdoreal und Rotoskop sich stilistisch nicht völlig fremd sind, gehen die Bearbeitungen in eine ähnliche Richtung und sind doch zum Teil frappierend anders.
„Natürlich habe ich die Sachen nicht vollkommen unkenntlich gemacht. Ich habe lediglich meine Ideen aus Produzentensicht weitergesponnen, die Bearbeitungen klingen alle etwas schwerer, weil ich aus fast allen Stücken das Live-Schlagzeug herausgenommen habe.“
Ausschlaggebend für die letztendliche Veröffentlichung war auch der Kontakt zur Band, vor allem Mastermind Wombel gab seine Zustimmung.
„Er fand die Sachen, die ich gemacht hatte richtig geil. Da es ja seine Schätze sind und er auch sonst sehr kritisch ist, war das schon ein großes Lob.“
Dass im Endeffekt als Bonus das Original-Album Teil des Packages ist, ist eine schöne Überraschung.„Auch die Tatsache, dass das Artwork so aufgebaut ist, dass sich jeder seinen Favoriten nach vorne drehen kann - alles Dinge, die nach und nach im kreativen Prozess entstanden sind und das Produkt nur aufwerten.“
Dass sich auf der Rotoskop-Scheibe mit „In Use“ ein Track wiederfindet, der auf keinem der beiden Dazerdoreal-Platten auftaucht, spricht für die Arbeit des Esseners.
„Das ist ein Outtake von „L‘Autiste“, den ich nach Wombel‘s Meinung besser hinbekommen habe bzw. so, wie sie ihn gerne hätten klingen lassen würden.“
Wird die nächste Platte der Koblenzer, so es denn eine geben sollte, also unter der Obhut von Rotoskop produziert?
„Nein, da ist Wombel viel zu eigen. Es wäre sicher interessant, einmal enger zusammenzu arbeiten, aber generell bin ich da vorsichtig und dränge mich auch nicht auf.“
Die essentielle Frage bleibt: Gibt es Dazerdoreal wieder?
„Ich bin mir nicht sicher. Die Jungs wollten sich im Zuge dieser veröffentlichung noch mal zusammenrotten, aber Hauptaugenmerk bei Aydo und Mario ist derzeit eindeutig Blackmail.“
Und wenn die Gerüchte stimmen, steht dieses jahr noch ein Album von Deutschlands Alternative-Meistern an. Und auch Rotoskop arbeitet an Album Nummer 2. 1b, wie er die Dazerdoreal-Geschichte selbst bezeichnet, macht jedenfalls Lust auf mehr.
Weitere Infos: www.rotoskop.de