´Always In Motion´ heißt das Debütalbum von Lexi Vega alias Mini Trees, auf dem die junge, in Los Angeles heimische Musikerin intime Gedanken zu Wachstum, Verbindung und einem tieferen Verständnis der Dinge mit schillernden Indie-Pop-Songs vertont.
Dass Musik mehr sein kann als ein schönes Hobby, weiß Lexi Vega praktisch schon ihr ganzes Leben. Ihr Vater schied früh aus dem Leben, zeichnete als Drummer aber trotzdem den Weg für seine Tochter vor, wenngleich es eine ganze Weile gedauert hat, bis sie sich jetzt mit den facettenreichen Indie-Pop-Nummern, grüblerischen Texten und packenden Ohrwurm-Melodien ihrer Debüt-LP endgültig freischwimmt. Zuerst verdingte sie sich als Schlagzeugerin in den Bands anderer, doch selbst bei ihren ersten Gehversuchen als Mini Trees – in den letzten drei Jahren erschienen eine Single und zwei EPs – war sie noch etwas gehemmt.„Als ich angefangen habe, war ich viel zögerlicher und unsicherer in Bezug auf die Musik, die ich schrieb und veröffentlichte“, gesteht sie beim frühmorgentlichen Video-Chat mit Westzeit. „Ich habe das Gefühl, dass ich damals immer auf Nummer sicher gegangen bin. Gerade was den Gesang angeht, waren meine frühen Lieder stets einfach. Ich habe nie richtig geschmettert und mich nie der Herausforderung gestellt, die Bandbreite zu vergrößern. Über die Jahre habe ich mehr geschrieben und bin selbstbewusster geworden, und das hat mir dabei geholfen, mich mehr zu fordern, neue Dinge auszuprobieren und Songs zu schreiben, mit denen ich ein wenig über den Tellerrand schaue."
Hinter dem Titel ´Always In Motion´ verbirgt sich die universelle Wahrheit, dass es immer irgendwie weitergeht, auch wenn das Gefühl der Unsicherheit und die Angst davor, nicht zu wissen, was als Nächstes kommt, bisweilen stärker ist als die Erkenntnis, dass viel Gutes darin liegt, wenn die Zukunft ungeschrieben ist. „Dass das Ganze manchmal hoffnungsvoll, aber manchmal auch angsteinflößend sein kann, eben weil die Zukunft unbekannt ist, war der Grund, warum ich dem Album den Titel gegeben habe“, erklärt Vega. „Wenn ich mir die wichtigen Bezugspersonen in meinem Leben anschaue, etwa meine Mutter oder meine Großmutter – sie akzeptieren Veränderung auf solch würdevolle Weise, und das ist etwas, auf das ich auch hinarbeiten möchte. Ich würde mich gerne wohlfühlen bei dem Gedanken, dass es im Leben immer vorwärts geht und dass das Älterwerden neue Herausforderungen, aber auch viel Schönes – mehr Selbstvertrauen und ein besseres Verständnis, wer du selbst bist – mit sich bringt."
Textlich macht sich Vega mit den zehn Songs ihres Erstlings deshalb auf eine melancholiegetränkte Sinnsuche, wenn sie Themen wie Spiritualität, Identität und zwischenmenschliche Beziehungen streift, während sie musikalisch mit geradezu sonnigen Klängen wohltuende Kontrapunkte setzt.
"Ein bisschen Absicht steckte schon dahinter, aber letztlich bin ich da doch auch etwas reingerutscht“, gesteht sie. „Auf der neuen Platte gibt es das Lied ´Doomsday´, das musikalisch einer der vergnüglichsten Songs ist, die ich je geschrieben habe, und ihn mit der Band zu spielen, ist ein Riesenspaß, weil er so tanzbar und temporeich ist. Textlich dagegen geht es darum, während der Pandemie total angsterfüllt zu sein und sich auszumalen, wen man alles wegen COVID verlieren könnte, also richtig finstere, morbide Gedanken.“ Sie lacht. „Da wurde mir klar: Das Lied darf musikalisch nicht langsam und düster sein.“
Dennoch ist das Songwriting für Vega eine sehr persönliche Angelegenheit, ein Prozess der Selbsttherapie und Selbstheilung. Ihre Lieder entstehen vor allem dann, wenn sie schwierige Zeiten durchzustehen hat und ein kreatives Ventil benötigt. In Stein gemeißelt ist dieser Ansatz aber nicht.
"In letzter Zeit habe ich mehr und mehr gemerkt, dass ich wachsen und das ein Stück weit hinter mir lassen möchte. Ich möchte nicht die Art leidender Künstlerin sein, die nur dann kreativ ist, wenn sie depressiv ist“, sagt sie und muss lachen. „Das wäre nicht nur ungesund für mich, es ist auch einfach nicht wahr. Schreiben kannst du auch, wenn es dir wirklich gut geht!“ Mit ´Always In Motion´ vertont Vega deshalb nicht nur ihre innere Unruhe, sondern unterstreicht auch, dass man die Untiefen des Lebens erkunden kann, ohne in der Dunkelheit zu verweilen.
Aktuelles Album: Always In Motion (Run For Cover/Cargo)
Weitere Infos: minitreesband.com Foto: Josh Beavers