Vor wenigen Jahren gewannen Kopfecho aus Düsseldorf einen Nachwuchs-Bandwettbewerb, spielten danach regelmäßig in den kleinen Clubs ihrer Heimatstadt. Und auf einmal wurden sie von den Toten Hosen in Interviews erwähnt und die Freundschaft mit Broilers und Massendefekt tat ihr übriges. Von da hieß es: Geschichte wird gemacht, es geht voran Auf einmal wird man für größere Festivals gebucht und mit einem mal steht auch das Debütalbum in den Läden. Mit Kopfecho muss man sich beschäftigen, was durchaus interessant und aufschlussreich ist und zudem auch noch Spaß machen kann.
Ihre Songs, eine Mischung aus Punk, hartem Rock und akustischen Augenblicken, sind unterm Strich vertontes Selbstbewusstsein. Anspruch statt Arena, Kunst vor Karriere? Diesen Weg gehen Kopfecho mit ihrem aktuellen, zweiten Longplayer ´Etwas Bleibt´ unbeirrt weiter - was man dem Quintett auch 100%ig abnimmt. Unbeirrt vor allem deswegen, weil Kopfecho die eigenen musikalischen Stärken im Vergleich zum Debüt nun besser kanalisieren, indem sie allzu offensichtliches Songwriting zugunsten rhythmisch ambitionierter Kompositionen opfern. So steht die erste Single-Auskopplung ´Ein Letztes Mal´ in der Tradition der Vorgänger-Highlights und lässt den Hörer erst nach drei Minuten los – und noch immer ist man versunken in den unverhohlenen Zeilen von Sängerin Amy. Kopfechos Texte reflektieren persönliche Beziehungen zwischen Individuen, die im Rausch der schnelllebigen Gesellschaft das Hier und Jetzt nicht fühlen und greifen können, und ins Morgen bzw. Übermorgen kaum Vertrauen sehen und vor allem nicht haben. Doch passend zu musikalischen Ausbrüchen und geballten Gitarrenwänden geben sich auch kämpferisch indem sie die herbeigesehnten Momente beschreiben, die alles verändern könn(t)en. Doch letzten Endes bleibt auch Kopfecho nur die Wut, die in den Songs und auf der Bühne durch Punk, Rock und HC ihr Ventil findet. Auf diese Weise projizieren Kopfecho Ihre inneren Schattengebilde deutlich nach außen – dadurch wird die emotionale Zerrissenheit des Albums deutlicher.Wie habt ihr Euch kennengelernt und was hat letztendlich dazu geführt eine Band zu gründen?
„Ein klassisches „wir Gründen jetzt eine Band" gab es nicht. Es fing alles mit Dan und Amy in einer anderen Besetzung an. Sebi lebte in München und suchte nach seinem Umzug nach Düsseldorf eine Band und Kopfecho war zu der Zeit auf der Suche nach einem zweiten Gitarristen. Maik und Ivo kamen dann quasi vor zwei Jahren im Doppelpack, als sich deren alte Band aufgelöst hatte. Irgendwie alles sehr schöne Zufälle und zum richtigen Zeitpunkt.“
Was war die Triebfeder Euch Kopfecho zu nennen?
“Dan hatte einen Haufen Zettel auf dem Namen, Songtitel und Texte standen. Und irgendwo da stand ´Kopfecho´. Amy sah das und sagte: So heißen wir ab sofort!”
Bereits Euer Debüt ´Sehen/ Hören /Fühlen´ erschien auf dem bandeigenen Label von Massendefekt. Was war der Anlass, der zum Label-Deal führte und wie lautet euer Resümee nach zwei Alben auf MD-Records?
„Wir haben ´Sehen, Hören, Fühlen´ damals komplett D.I.Y, also ohne Label, Manager, Booking usw. rausgebracht und das Release im Düsseldorfer Zakk gefeiert. Auf dieser Releaseshow waren u.a. auch der Sebi und Flo von MD und die fanden das alles so cool, dass sie uns helfen wollten.´Sehen Hören Fühlen´ wurde ein halbes Jahr später noch mal mit neuen Songs aufpoliert und zusätzlich auf Vinyl bei MD Records herausgebracht. Das brachte uns die Möglichkeit einfach mehr Leute damit zu erreichen. Die Köpfe hinter MD-Records sind Flo Wildemann und Nico Hamm und wir können von Glück aus sagen, dass die beiden im Herzen noch echte Musik Romantiker sind. Also uns wird nicht vorgeschrieben was wir zu tun haben, sondern es wird gemeinsam über alles geredet und zusammen entschieden. Das ist sehr entspannt.“
Euer neues zweites Album heißt ´Etwas Bleibt´. Welcher Beweggrund steckt hinter dem Albumtitel und was soll er vermitteln?
„Einer der ersten Songs, der für dieses Album geschrieben wurde, heißt ´Etwas Bleibt´. Der Songtitel und das Thema dahinter hat uns dann einfach so gut gefallen, dass wir das ganze Album so genannt haben. Im Grunde genommen geht es um das Festhalten an Erinnerungen, am Leben und an den Spuren, die dort jeder von uns hinterlässt. Egal was du bist, wer du bist, was du machst, etwas bleibt.“
Wie kam es dazu, dass auf ´Etwas Bleibt´ vermehrt ruhigere, partiell gar melancholisch klingende Töne auszumachen sind, die das Album wesentlich ausgeglichener erscheinen lassen, zudem durch bluesige, partiell gar poppige Nuancen die Bandbreite von Amys Gesang gar besser hervorgehoben wird?
„Wir haben diesmal auf jeden Fall noch mehr darauf geachtet das Amy mit ihrer Stimme viel mehr im Vordergrund steht und gemeinsam mit unserem Produzenten und gutem Freund Michael Czernicki viel im Studio ausprobiert. Aber ganz ehrlich einen kalkulierten Grund warum ein Song klingt wie er klingt gibt es nicht. Jeder von uns hat seine Vorbilder, seinen Geschmack und wenn wir dann zusammen Musik schreiben kommt das alles zusammen. Dann gibt es halt mal ruhigere Songs wie ´Marionette´ aber auch völlig abgefuckte Nummern wie „Chaos”.
Worauf basieren Eure Texte, was sollen sie ausdrücken bzw. mitteilen?
„Mit unseren Texten verarbeiten wir Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen aus unserem eigenen Leben. So war es schon immer. Also jeder der unsere Musik hört, schaut uns quasi in den Kopf und ins Herz.“
Wie würdet Ihr Euch und dementsprechend Eure Musik beschreiben?
„Der passende Fachbegriff lautet ´Alternative-Punk´. Wir persönlich packen uns aber eigentlich nicht in bestimmte Genres.“
Welche Erwartungen knüpft Ihr an ´Etwas Bleibt´?
„Das wir alle gemeinsam eine gute Zeit erleben.“
Was ist eine große Herzensangelegenheit von Kopfecho?
„Wir spielen immer wieder gerne auf Benefizkonzerten und gegen Rechts Veranstaltungen. Das ist wichtig das solche Konzerte weiterhin stattfinden und wir das mit unserer Musik unterstützen können.“
Aktuelles Album: Etwas bleibt (MD Records / Warner)