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BRETT NEWSKI

Where is the Beef?

BRETT NEWSKI

Brett Newski ist ja schon ein seltsamer Heiliger. Nicht, nur weil er seinen skurrilen Humor in allen möglichen Aktionen über Newsletter, Blogs und unterhaltsame Video-Nachrichten demonstriert, sondern weil der selbst ernannte Nomade, Songwriter und Folk-Punk-Gitarrist seine musikalische Prägungsphase ausgerechnet in Südostasien durchlebte, die er 2014 mit dem Album ´American Folk Armageddon´ dokumentierte.

Es folgten dann Touren durch Europa, Afrika und die USA. Seinem Underdog-Image blieb er dabei durchaus treu – etwa indem er 2015 statt einer neuen LP die Kassette ´HiFi D.I.Y´ veröffentlichte. Inzwischen hat sich der Mann beruhigt und legt mit ´Life Upside Down´ ein durchaus brillantes Power-Pop-Album vor, das nicht bloß nur skurril sein möchte, sondern auf dem Brett – ganz im Gegenteil – durchaus auch ernste und nachdenkliche Töne anschlägt und das sich – aufgrund der knackig auf den Punkt kommenden, druckvollen Songs - zum Beispiel auch ganz gut als Soundtrack zum Rasenmähen eignet. Wie hat Brett selbst es denn angelegt?

„Zum Rasenmähen“, scherzt er, „nein ernsthaft: Das Schreiben von Songs heilt meine Neurosen. Der kreative Prozess ist für mich wie Medizin. Ich wollte aber auch mal die Sachen aus den 90ern verarbeiten, die mich inspirierten – wie Nada Surf, Beck, die Pixies, Weezer. Aber ich habe auch von anderen Leuten gehört, dass auch Momente von Frank Turner, The Shins, Decemberists, Bright Eyes und Jimmy Eat World herauszuhören sind.“

Was ja alles keine schlechten Referenzen sind.

Musikalisch hat sich Brett aber ziemlich auf die Folk-Armageddon-Schiene eingeschossen, oder? Schließlich verwendet er immer noch akustische Gitarren, wo andere längst zur elektrischen gegriffen hätten.

„Die Armageddon-Sache hat sich besser weiter entwickelt, als ich dies je für möglich gehalten hätte“, erinnert sich Brett, „ich habe weltweit 7000 Stück von dem Album aus dem Koffer verkauft – was mich nun echt überrascht hat. Auf gewisse Weise wollte ich also eine American Folk-Armageddon Version 2.0 machen; dabei also beim Minimalismus bleiben, aber dem Klang etwas mehr Fleisch verpassen – einen 'Beeftone'-Sound sozusagen.“

Und wie lässt sich das in der Praxis umsetzen?

„Ich stehe auf starke Texte, mit denen man sich durchaus Mühe geben sollte, große Hooks und kurze Songs.“

Und das geht nicht mit einer elektrischen Gitarre?

„Ich mag es die Regeln dessen auszudehnen, was man üblicherweise mit einer akustischen Gitarre macht“, verrät Brett, „also spiele ich ausschließlich die akustische Gitarre, drehe dabei aber die Lautstärke ordentlich auf, so dass es sich gewaltig anhört. ´Daytrotter´ nannte mich mal den ´lautesten akustischen Act den es je gegeben hat´. Hah!“

Ist das der Grund für den Retro-Sound des neuen Albums?

„´Life Upside Down´ ist 50% 90's und 50% jetzt“, meint Brett zu diesem Thema, „es ist schon ein wenig altmodisch die Produktion betreffend, aber es ist auch irgendwie modern.“

Was will uns denn der Titel des Albums - aus Bretts Perspektive - sagen?

„Jedermann steht irgendwie unter Druck“, überlegt Brett, „Angstzustände, zerstörerische Beziehungen, Selbstverachtung, ein beschissener Job – die Liste ist lang. Auf dem Album ´Life Upside Down´ geht es darum, Dein Leben wieder aufzurichten und auf die richtige Seite zu wenden. Es geht auch darum, sich von seinem ärgsten Feind – sich selbst – zu befreien.“

Eines steht fest: Zur Riege der musikalischen Jammerlappen (von denen es ja nun wirklich zu viele gibt) zählt Brett Newski nun wirklich nicht. Auch wenn er auf ´Life Upside Down´ jetzt nun keine Rezepte und Lösungen für alle Probleme, die das Leben so bereit hält anzubieten hat, demonstriert er in seinen Songs doch eine positive Lebenshaltung und Grundeinstellung, die sich durchaus auch auf den Zuhörer überträgt. Mehr kann man als emsiger kleiner Indie-Künstler ja nun eigentlich wirklich nicht erreichen.

Aktuelles Album: Life Upside Down (Soulfood / Believe) Vö: 07.09.

Foto: Kelly Bolter

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