Troy Sanders, Tony Hajjar, Troy Van Leeuwen und Mike Zarin sind Gone Is Gone, eine noch junge und sehr atmospärisch beladene Rockband. Ja, richtig gelesen, es handelt sich bei den Mitgliedern um den Sänger/Bassisten von Mastodon, den Drummer von At The Drive-In und den Gitarristen von QOTSA dabei. Und eben um Mike Zarin, ein bislang eher unbeschriebenes Blatt im Musikzirkus – und ein so umtriebiges und visionäres Kerlchen, dass er sich gerne um die Interviewanfrage der Westzeit kümmerte.
„Die Idee zu Gone Is Gone ist entstanden, als ich mit Tony an Filmmusiken zu einigen Trailern arbeitete.“, verrät Mike zu Beginn. „Wir haben dabei Techniken benutzt, die anders sind als jene in einem Bandkontext. Wir schätzen an Trailer-Musik sehr, dass sie so visuell ist und viel Raum für Interpretationen bietet. Wenn diese Musik einmal das Studio verlassen hat, ist sie nicht mehr unsere und entwickelt ganz schnell ein Eigenleben, denn sie ist für Filmemacher gemacht, damit sie damit etwas eigenes erschaffen. Und genau diese Technik und Überlegung war es, die wir unbedingt einmal in einen Bandkontext übertragen wollten, vor allem die visuelle Perspektive.“Genau diesen Anspruch hört man der selbstbetitelten EP und dem Debütalbum ´Echolocation´ durchweg an – die atmospärische Tiefe, den Freiraum, die Dynamik. Und so ist zwischen ausuferndem Noise-Gewitter und Folkpop alles erdenkliche möglich. Wirkliche Regeln und Klangvorgaben scheint es kaum zu geben.
„Unser cinematografischer Ansatz in Sachen Songwriting und Produktion sorgt für diese Dynamik. Wir lieben es, wenn die Dinge offen und empfindlich wirken, verhalten und auch verletzlich. Gleichzeitig gibt uns aber auch dieses Gefühl, dass die Welt auf deinem Kopf zusammenbricht oder der Boden unter deinen Füßen wegbricht ziemlich viel. Dieses Verlorensein auf deinem Weg, diese Benommenheit und das Verwirrte – eben solche Gefühlswelten, die man erweckt, wenn man Filmmusik schreibt.“
Und Dinge, die sich womöglich erst magisch zusammenfügen, wenn mehrere daran mitarbeiten.
„Unsere Magie besteht vor allem aus gegenseitigem Respekt und der Bewunderung unserer Ohren, Ideen, Talente und Wesen. Alle Ideen finden Gehör. Egal, wer eine Idee auftischt – alle arbeiten daran mit, damit sie bestmöglich umgesetzt wird.“
Auch, wenn es fast unmöglich scheint, ist die Musik von Gone Is Gone nicht nur beim bewussten Hören, z. B. per Kopfhörer, ein Genuss. Auch beim von vielen Musikern geschätzten ´Auto-Test´ besteht das Album uneingeschränkt. Vor allem das intelligent konstruierte ´Roads´ setzt ungeahnte Kräfte zur Konzentration frei und wirkt fast schon hypnotisch.
„Wenn man das so wahrnimmt, heißt das, dass man sich an der Bewegung, den Melodien und Texturen festgehalten hat und nicht, wie sonst üblich, die Lyrics und die Kraft der Gitarren und Synthesizer in den Fokus gerückt hat – ein schönes Kompliment. Ich persönlich rocke nicht wirklich oft zu meinereigenen Musik ab, aber ja, auch ich habe dieser Platte dem guten alten Auto-Test unterzogen.“
Die EP, die vorab erschien, war auch nicht als Test zu verstehen. Es war eher das perfekte Dokument, um die Evolution der Band aufzuzeigen.
„Im Gesamtbild, das wir uns von Gone Is Gone ausmalen, war die EP so etwas wie eine Bleistiftzeichnung, die erste Skizze einer Idee. Als wir die EP veröffentlicht haben, war ´Echolocation´ bereits fertig und sogar noch weitere Songs. Die Entwicklung von der EP zum Album ist uns sehr wichtig, und daran wollten wir die Leute auch teilhaben lassen.“
In Sachen Spielzeit hat die EP mit 8 Songs fast schon Albumqualitäten. Warum dann doch dieses verkürzte Format.
„Alle Songs der EP außer ´Character´ und ´Recede and enter´ waren Anfang 2016 bereit, um veröffentlicht zu werden. Eigentlich wollten wir 6 Songs rausbringen, aberunser Sound hat sich derart weiterentwickelt, dass wir erst mehr Musik sammeln wollten, die erahnen lassen, was da noch folgen sollte. Wir haben die EP mit ´This Chapter´ abgeschlossen, was eine Brücke zum Eröffnungstrack „Violescent´ vom Album darstellt. ´Echolocation´ ist ein Album, das man von vorne bis hinten durchhören sollte. Und hoffentlich wird sie oft genug gehört, damit man all die Dinge wahrnimmt, die man beim vorherigen Durchlauf womöglich verpasst hat.“
Aktuelles Album: Echolocation (Rise Records)