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TWIN ATLANTIC

Ganz normale Typen

TWIN ATLANTIC

Nach dem wahrhaft großen ´Great Divide´, das auf der Insel merklich für Furore sorgte, legen Twin Atlantic nun mit Karacho nach. ´GLA´, eine Abkürzung für Ihre Heimatstadt Glasgow, ist nicht nur ein geographischer Tribut, sondern vor allem ein stimmungsvoller Trip durch die kulturelle Vielfalt der Stadt. Das pulsierende Leben der schottischen Metropole scheint die drei besonders zu inspirieren – und die Inselbewohner scheinen diese ehrliche Art zu mögen. Doch auch der Weg aufs Festland scheint nicht mehr allzu steinig, wie Sänger und Gitarrist Sam McTrusty berichtet.

„In Großbritannien haben wir es bereits geschafft, größere Hallen zu spielen. Natürlich wäre es schön, wenn wir das auch z. B. in Deutschland schaffen könnten – aber das geht nicht von jetzt auf gleich. Wir arbeiten dran.“

Und wie sollte es anders sein: Natürlich zahlt sich diese Arbeit früher oder später aus. Zumal mit jedem Erfolg neue Möglichkeiten hinzu kommen, mehr Aufmerksamkeit erzeugen zu können. Hat dieses mehr an Möglichkeiten die Band und ihre Mitglieder eigentlich verändert?

„Ja, hat es sicherlich“, gibt Sam zu, „... aber nicht wirklich bewusst. Jeder verändert sich ja mit der Zeit, aber wir haben eigentlich immer darauf geachtet, wir selbst zu bleiben. Wir wissen, wo wir herkommen... Wir sind sehr auf die Musik fokussiert und widmen unser ganzes Leben diesem Hobby, versuchen aber inzwischen, etwas mehr Balance in unser Leben zu bekommen: Tourpausen einzulegen, auf die Gesundheit zu achten, glücklich zu sein und zu bleiben – das ist uns wichtiger als noch vor ein paar Jahren. In einer Band zu spielen, erfordert viel Geduld und bringt eine wahnsinnige Lernkurve mit sich.“

Als tatsächliche Lernerfolge sind hierbei auch das ständige sich neu erfinden zu nennen, damit bloß keine Langeweile aufkommt. Hier und heute hieß das für Twin Atlantic, die Live-Power im Studio etwas rauszunehmen und auf den modernen, wenn auch zwischenzeitlich ziemlich verpönten track-by-track Aufnahmeweg zu setzen.

„Beim letzten Album haben wir die Songs tatsächlich für die Bühne geschrieben und auf Songteile gesetzt, die vielleicht die Leute in Bewegung bringen könnten bei der Show. Diesmal wollten wir aber ein Album machen und Songs schreiben, die uns in erster Linie selbst ansprechen, die wirklich klingen, wie wir uns als Band hören wollen. Nicht, dass wir zuletzt viel berechnender agiert haben, aber jetzt fühlte es sich viel echter und herzlicher an, wie wir komponiert haben. Die Aufnahmesessions waren sehr professionell und irgendwie „next level“. Wir hatten immer das Gefühl, weiterzukommen.“

Obwohl „GLA“ stellenweise schon sehr experimentell erscheint, kam laut Sam allerdings niemals das Gefühl auf, sich zu sehr vom bandeigenen Sound wegzubewegen.

„Wir wollten auf keinen Fall ein Album machen, nur um ein Album zu haben – wir wollten Songs schreiben, die eine Daseinsberechtigung haben. Als wir meine Akustik-Demos, die ich mit meinem Smartphone aufgenommen habe, anhörten, waren da die Pop-Refrains und die dramatischen Gitarrenparts, die wir schon immer hatten. Aber da waren auch andere Dinge, wobei wir uns schnell einig waren, dass auch diese Twin Atlantic sind. Denn irgendwie ist es auch eine Herausforderung, neue Einflüsse einzuarbeiten und den eigenen Sound dadurch weiterzuentwickeln. Und ja, das war definitiv aufregend, aber auch ein guter Schritt nach vorne. Unterm Strich kann aber auch einfach sagen: Auf diesen Songs steht zurecht Twin Atlantic drauf, denn wir haben sie ja gemacht.“

Auch, wenn das Album hier und da recht produziert wirkt, ist es womöglich diese Dimension, die ´GLA´ zu dieser Offenporigkeit und Breite verhilft, die bei allem Pop-Appeal auch dem Hörer noch so etwas wie Platz zum Austoben gibt. Und nein, wir reden hier nicht über übertriebene Sperrigkeit, sondern einfach darüber, nicht auf Teufel komm raus gefällig zu sein – was Sam zum Abschluss gerne unterschreibt.

„Wir haben etwas mehr auf unsere Ohren gehört, wir haben unsere Situation reflektiert und uns wieder einmal vor Augen geführt, wo wir eigentlich herkommen – nicht mehr und nicht weniger. Denn am Ende des Tages sind wir nur vier ganz normale Typen, die gerne Musik machen.“

Aktuelles Album: GLA (Red Bull Records / Sony)

Foto: Steve Gullick

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