In Belgien ist gut Mischen! Wie viele ihrer Landsleute auch, verstehen es Thomas Medard und seine mittlerweile fünf Mitstreiter(inn)en des Projektes Dan San (das ´Danke Schön´ in einem chinesischen Dialekt heißt) aus Lüttich, einen attraktiven musikalischen Stilmix – in dem Fall mit Elementen aus Americana, Folk und klassischer Popmusik – anzurühren. Das Rezept, die Band einfach in die Folkpop-Schublade zu stecken, funktioniert also nicht so recht.
Das freilich ist ganz normal, wie uns Thomas erklärt:„Das hängt damit zusammen, dass es keine belgischen Musiktraditionen und somit keine belgische Musikhistorie gibt, an denen wir uns orientieren könnten. Dafür ist unser Land einfach zu klein. Da wir zudem alle unterschiedliche Musik hören und gemeinsam an den Songs arbeiten, ist es ganz selbstverständlich, dass wir einen stilistischen Mix auch in unserer Musik haben.“
Daran, dass das nun vorliegende, zweite Album von Dan San zudem auch klanglich neue Bereiche erschließt, hat sicherlich auch Produzent Yann Arnaud einen gewissen Anteil, unter dessen Regie das Werk in dem renommierten Pariser Studio ´La Frette´ entstand.
„Ja, Yann hatte einige interessante Ideen“, räumt Thomas ein, „zunächst ein Mal gibt es im Studio 'La Frette' eine Menge Vintage-Equipment, dass uns Yann dann nahelegte. Insbesondere was die Synthesizer betrifft, hat er uns hier unter die Arme gegriffen. Dann hat er unsere Experimentierlust ein wenig gezügelt.“
Wieso denn das?
„Nun, als wir mit den Aufnahmen begannen, hatten wir eine lange Zeit hinter uns, in der wir in anderen Projekten nach neuen musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten gesucht hatten. Wir wollten also die so gesammelten Erfahrungen und Ideen auch in unseren neuen Songs einbringen. Wir begannen ja ursprünglich als Pop-Band und auf unserem ersten Album waren unsere Songs auch noch wesentlich simpler. Auf dem neuen Material haben wir uns dann in alle möglichen Richtungen bewegt. Yann hat uns dann gesagt, dass wir nicht zu kompliziert denken sollten und hat sich darauf konzentriert, unsere Stimmen mehr in den Vordergrund zu stellen und die Stimmen auch einzeln zu betrachten – zum Beispiel die von Leticia Collet, die bis dato eher untergegangen ist. Und er hat uns geraten, die Stücke zusammen einzuspielen. Und letztlich hat er uns Olivier Marguerit vorgestellt – einen begnadeten Multiinstrumentalisten, mit dem wir uns so gut verstanden, dass er jetzt ein festes Mitglied in Dan San ist.“
Yann Arnaud ist für seine Arbeiten mit Air, Phoenix und Syd Matters bekannt – alles französisch-sprachige Bands, die auf englisch singen; wie auch Dan San. Warum singen Dan San nicht auf französisch?
„Das ist so, dass ich nicht gut auf französisch schreiben kann“, meint Thomas, „mir fällt es einfach leichter, meine Gedanken auf englisch auszudrücken. Ich finde, dass englisch einfach viel vielseitiger ist, als französisch. Es ist mir echt zu schwer, auf französisch zu schreiben.“
Das ist dann ebenso offenherzig wie ungewöhnlich. Es gibt auf ´Shelter´ ein durchgängiges Thema, das Dan San bewusst gewählt haben. Und damit ist nicht gemeint, dass sich gleich mehrere Tracks im Titel auf ´Wasser´ beziehen.
„Nein – das ist eher ein Zufall, den ich auch nicht so recht erklären kann“, gibt er zu, „unser Thema ist eher die Suche nach Weite und Raum, wie es z.B. in dem Song 'America' zum Tragen kommt. Es geht hier darum, etwas zurückzulassen – in dem Fall den im Titel besungenen (kreativen) 'shelter' – und einen Wunsch nach Weite und neuen Grenzen auszudrücken. Auch das rührt von unserer belgischen Identität her. Belgien ist so klein, dass es hier keine großen Weiten gibt. Deswegen diese Sehnsucht nach Amerika, wo es ja diese Wege in den Raum gibt, die unter anderem ja durch unser Video für 'America' dargestellt wird, wo ein Motorradfahrer diese scheinbar endlosen Straßen entlang fährt.“
Kurzum: Mit ´Shelter´ haben Dan San einen großen kreativen Schritt nach vorne getan, der zudem besonders wasserdicht und schlüssig durch das gesamte Konzept des Albums abgerundet wird.
Aktuelles Album: Shelter (Jaune Orange / Soulfood)