Würde Shearwaters Jonathan Meiburg tatsächlich mit dem Flugzeug in Oxbow landen wollen, hätte er ein Problem. Allein in seiner Heimat gibt es mindestens sieben Orte gleichen Namens; dazu gesellt sich ein weiterer in Kanada... Da ist es für ihn eventuell einfacher, auf den Falklands oder Galapagos Inseln zu landen. Um seltene Vogelarten zu beobachten. Dies ist ihm eine Passion geworden. Sie bewegen ihn dazu, in einem schönen Kontext in einem größeren Rahmen über das (sein) Leben nachzudenken.
„Das macht Sinn“, sagt er. Vögel in Käfigen mag er jedoch nicht. Auch ist dem Musiker bewusst, dass Vögel eher kreischen, und keine Songs singen. Meiburg studierte Ornithologie. Der Name seiner Band ist im Englischen (als Great Shearwater) die Bezeichnung für den Großen Sturmtaucher. Subjektiv betrachtet, wäre Shearwater also der kreischende Vogel, der in den Ohren der meisten Menschen Wohlklang empfinden lässt. Vögel, deren Laute man als Krach empfindet, wären Punkrock – in dem Genre findet das von Meiburg 2001 mit Will Sheff (Okkervil River; verließ Shearwater in 2009) gegründete Projekt seine Wurzeln. Doch das ist lange her. Meiburg lächelt.„Unsere Songs sind im Laufe der Jahre immer wilder und lauter geworden. `Jet Plane...´ ist unser neuntes Album. Das erste, `The Dissolving Room´, war dagegen wirklich relaxed.“
Auf dem Debut spielte Kimberley Burke erstmals den Bass, Drummer Thor Harris trat der Formation wenig später bei. „´Jet Plane... ´ ist dennoch natürlich sehr entspannt im Vergleich mit der Musik von Mudhoney.“
Der Track ´Radio Silence´ erinnert eher an den Motorik-Beat der deutschen Musikpioniere von NEU!. Subjektiv sind ganz klar Innovationen von Michael Rother und Klaus Dinger hörbar. Meiburg bestätigt diese Gedankengänge:
„Ja, klar, der Song ist vom Motorik-Beat inspiriert. Ich empfinde die Jahre 1978/79, 1980 als die Zeit, in der das technische Gefühl in der Musik- und Filmwelt sich gewaltig geändert hat, bei allem, was produziert wurde. Niemand wusste so richtig, in welche Richtung es gehen wird. Ich gucke in der Jetztzeit durch die musikalische Linse von damals.“
Neu! hatten sich bereits (vorübergehend) aufgelöst, als Meiburg 1976 in Baltimore geboren wurde. Folglich setzen Meiburgs eigene Erinnerungen erst mit den beginnenden Achtziger Jahren ein:
„Ich kann mich noch daran erinnern, als Ronald Reagan zum Präsidenten der USA gewählt wurde. Und das `Das Imperium schlägt zurück´, der zweite Spielfilm (bzw. die fünfte Episode) der Star Wars-Saga in die Kinos kam. Das war für mich die Zeit meiner Kindheit!“
Diese Ära war auch jene Zeit, als in den Staaten die erste richtige Punk-Band, The Ramones, im New Yorker CBGBs Furore machte. Nun sitzt Meiburg in Berlin im Ramones-Museum, gibt Interviews. Die Location fasziniert ihn.
„Es ist schon komisch, nach Berlin zu kommen, und einen Ort vorzufinden, der dem ähnelt, wo ich wohne. Persönlich im CBGBs war ich jedoch nur kurz, bevor es zerstört wurde. Aber ich erinnere all die Bands, die dort auftraten. Kenne all die Scheiße, die dort passierte. Die Ramones selbst gehören zu den universell geliebten Bands. Es gibt wohl niemanden, der sie nicht mag! Ich habe die Ramones 1996 kurz vor ihrer Auflösung noch live erleben dürfen. Interviews im Ramones-Museum zu geben, war nicht meine Idee. Doch ich bin glücklich damit. Hier ist es wirklich besser als in einem Hotelzimmer.“
Nicht nur im Andenken an die Ramones haben sich die aktuellen Shearwater-Shows zu einem recht wilden Event entwickelt.
„Das liegt daran, das wir Jamie Stewart, den Sänger von Xiu Xiu, diesmal am Bass dabei haben. Er bringt die Energie von Xiu Xiu mit in unsere Shows.“
Hoffen wir, dass Stewart bei der kommenden Shearwater-Tour im Februar abermals dabei sein kann. Schließlich haben Gast-Beiträge die Arbeit von Shearwater stets vorangetrieben. Man erinnere nur die Beiträge des Multiinstrumentalisten Howard Draper. Oder die Auftritte mit den Mountain Goats.
Ganz abseits der Musik, von der Meiburg in den letzten 12 Jahren leben konnte, arbeitet er derzeit jedoch gerade an einen Buch über die südamerikanische Tierwelt und Landschaften.
„Nachdem ich lange Zeit Student war, freue ich mich schon darauf, bei der Einreise nach England in der Zollerklärung folgendes angeben zu können – Beruf: Schriftsteller und Musiker.“
Freuen wir uns mit!
Aktuelles Album: Jet Plane And Oxbow (Sub Pop / Cargo) VÖ: 22.01.
Der Track „Radio Silence“ erinnert eher an den Motorik-Beat der deutschen Musikpioniere von NEU!. Subjektiv sind ganz klar Innovationen von Michael Rother und Klaus Dinger hörbar. Meiburg bestätigt diese Gedankengänge: „Ja, klar, der Song ist vom Motorik-Beat inspiriert. Ich empfinde die Jahre 1978/79, 1980 als die Zeit, in der das technische Gefühl in der Musik- und Filmwelt sich gewaltig geändert hat, bei allem, was produziert wurde. Niemand wusste so richtig, in welche Richtung es gehen wird. Ich gucke in der Jetztzeit durch die musikalische Linse von damals.“ Neu! hatten sich bereits (vorübergehend) aufgelöst, als Meiburg 1976 in Baltimore geboren wurde. Folglich setzen Meiburgs eigene Erinnerungen erst mit den beginnenden Achtziger Jahren ein: „Ich kann mich noch daran erinnern, als Ronald Reagan zum Präsidenten der USA gewählt wurde. Und das `Das Imperium schlägt zurück´, der zweite Spielfilm (bzw. die fünfte Episode) der Star Wars-Saga in die Kinos kam. Das war für mich die Zeit meiner Kindheit!“
Diese Ära war auch jene Zeit, als in den Staaten die erste richtige Punk-Band, The Ramones, im New Yorker CBGBs Furore machte. Nun sitzt Meiburg in Berlin im Ramones-Museum, gibt Interviews. Die Location fasziniert ihn. „Es ist schon komisch, nach Berlin zu kommen, und einen Ort vorzufinden, der dem ähnelt, wo ich wohne. Persönlich im CBGBs war ich jedoch nur kurz, bevor es zerstört wurde. Aber ich erinnere all die Bands, die dort auftraten. Kenne all die Scheiße, die dort passierte. Die Ramones selbst gehören zu den universell geliebten Bands. Es gibt wohl niemanden, der sie nicht mag! Ich habe die Ramones 1996 kurz vor ihrer Auflösung noch live erleben dürfen. Interviews im Ramones-Museum zu geben, war nicht meine Idee. Doch ich bin glücklich damit. Hier ist es wirklich besser als in einem Hotelzimmer.“ Nicht nur im Andenken an die Ramones haben sich die aktuellen Shearwater-Shows zu einem recht wilden Event entwickelt. „Das liegt daran, das wir Jamie Stewart, den Sänger von Xiu Xiu, diesmal am Bass dabei haben. Er bringt die Energie von Xiu Xiu mit in unsere Shows.“ Hoffen wir, dass Stewart bei den kommenden Shearwater-Shows in unserer Region (10.02.16 Berlin; 11.02.16 Kopenhagen; 12.02.16 Hamburg; 13.02.16 Amsterdam; 14.02.16 Brüssel) abermals dabei sein kann. Schließlich haben Gast-Beiträge die Arbeit von Shearwater stets vorangetrieben. Man erinnere nur die Beiträge des Multiinstrumentalisten Howard Draper. Oder die Auftritte mit den Mountain Goats.
Ganz abseits der Musik, von der Meiburg in den letzten 12 Jahren leben konnte, arbeitet er derzeit jedoch gerade an einen Buch über die südamerikanische Tierwelt und Landschaften. „Nachdem ich lange Zeit Student war, freue ich mich schon darauf, bei der Einreise nach England in der Zollerklärung folgendes angeben zu können – Beruf: Schriftsteller und Musiker.“ Freuen wir uns mit!
Weitere Infos: http://shearwatermusic.com Foto: Sarah Cass