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ROMANO

"Ich muss mich nicht entscheiden."

ROMANO

Ist es Pippi Langstrumpf oder vielleicht doch ein Stadtindianer? Und dann ist da noch dieser eindringliche Blick aus seinen stahlblauen Augen. Was steckt hinter all dem? Dass ist die Frage, die sich beim Anblick des Plattencovers von Romano stellt. Und überhaupt, Romano, wer ist das? Gar nicht so leicht zu beantworten, wenn man es zumindest kreativ, mit einer multiplen Persönlichkeit zu tun hat.. Er lädt auch schon mal zu Kaffee und Kuchen ein. Natürlich nach Berlin-Köpenick, seiner Meinung nach, der schönste Ort der Welt. Da gibt’s nur eins, den Mann in einer launigen Plauderei ausquetschen.

Weiße Hosen, weiße Schuhe und Metalkutte

Und wie schaut denn der Musikkosmos von Romano so aus?

„Ich bin ja nicht eines Tages aufgewacht und habe gesagt, das ist es jetzt. Und das wird jetzt meine Musik bis ans Ende der Tage sein. Sondern die Platte ‚Jenseits von Köpenick’ ist eine Sammlung von Liedern, die auf Erfahrungswerten beruhen. Ich habe Ende der 1990er-Jahre mit der Crossover-Truppe Maladment gespielt“, deckt Romano die Karten auf, „aber auch Schlager, Rap und Drum & Bass waren schon auf meiner Flagge zu lesen, die ich in den Wind hielt. Und noch eins, ich mache, was mir gerade Spaß macht. Ich muss mich nicht entscheiden. Nicht für etwas und nicht gegen etwas.“

Kein Wunder also, dass der Herr Romano mal in weißen Hosen, weißen Schuhe oder mal in seiner Metalkutte zu bewundern ist. Über Letzteres hat er das gleichnamige Lied geschrieben.

„Ich wollte einen HipHop-Song über meine Leidenschaft zum Metal machen“, fährt er fort, „klar wusste ich, das sich die einen genau so, wie die anderen, darüber mokieren. Aber wer keinen Humor hat, hat eh schon verloren.“ Und Humor hat Romano ganz viel. Und Selbstüberraschungspotential auch. Schließlich hätte er vor Jahren nie gedacht, dass er einmal Schlager machen würde. Und als er dann Schlager macht, hätte er nie im Leben daran gedacht, dass er 2015 eine Platte vorlegt, die so klingt, wie sie heute klingt.

„Das Leben ist eben auch mich voller Überraschungen“, gibt er süffisant lächelnd zu Protokoll, „deshalb habe ich mir abgewöhnt, darüber zu sinnieren, was ich denn als Nächstes wohl mache.“



Mit höchster Freude und größte Leidenschaft

Doch das, was er tut, das erledigt er mit höchster Freude und größte Leidenschaft. Wie ein Flaneur, der einfach so durchs Leben geht. Mal hier stehen bleibt und eine Beobachtung notiert. Dann mal dort. Deshalb hat auch derjenige schon einen Fehler gemacht, der Romano Beliebigkeit vorwirft.

„Ich predige Vielfalt“, hebt Romano erneut an, „die bunteste, die es gibt.“

Ganz egal, ob er seinen Heimatstadtteil Köpenick lobpreist, „Komm’, komm’, komm’, komm’ mit mir nach Köpenick/es ist nur ein kleines Stück zum großen Glück.“ Oder ob voller Sendungsbewusstsein dem kleinen Flaschensammler von der Straße rät, „Fackel die Bank ab, fackel die Bank ab/brenn’ die Bank ab.“ Der geneigte Leser hat es schon registriert, Romano singt Klartext auf Deutsch.

„Das ist auch eine Art des Entblößens, des Ehrlichmachens“, erklärt er, „als ich noch Sachen in Englisch gemacht habe, gab es genügend Worte, um sich dahinter zu verstecken. Das klappt jetzt nicht mehr so.“

Auch für den Ratschlag, doch die Banken abzubrennen, liefert Romano einen Hintergrund.

„Jeder, der Kunst macht, hat so kleine, sensible Fühlerchen, die er auch in Richtung Gesellschaft ausstreckt. Dabei registriert er Dinge, die dann durch die Gehirnwindungen jagen. Unablässig. Und dann beginnt man darüber einen Text zu schreiben.“

Aber liefert Romano den verqueren Elektroniksound, diese seltsame und doch so aufregende Schnittmenge aus Disco, Techno, House, Dubstep, Hip Hop, Computerdaddelklänge und Eletroclore à la Alexander Marcus? Dafür ist Romanos alter Köpenicker Kumpel Moritz Friedrich aka Siriusmo verantwortlich. Einer, der auch so gut, wie alles zulässt. Immer unter dem Motto: „Hauptsache ist, dass es groovt.“ Und dann so zum Schluss gibt es von Romano keinen Handschlag, kein Küsschen oder so. Nein. Alle seine Freunde kriegen einen Klaps auf den Po. Müßig zu sagen, dass auch dies der Titel eines seiner Stücke ist.

Aktuelles Album: Jenseits von Köpenick (Virgin Records / Universal Music) VÖ: 11.09.



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