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EAST INDIA YOUTH

Bis der Twitter-Daumen glüht

EAST INDIA YOUTH

An Herausforderungen wachsen. William Doyle will dem erfolgreichen Einstand seines Projekts East India Youth in nichts nachstehen und weiß um die Gefahren, die ein zweites Album mit sich bringt: „Es gibt nicht die eine Erfolgsformel für einen Musiker. Machst du alles wie zuletzt, wird dir Wiederholung vorgeworfen. Klingt das Ergebnis komplett anders, wirst du dafür kritisiert“, erklärt Doyle wohlwissend, dass es am Ende nur eine Qualitätskontrolle gibt und die liege ganz bei ihm. Zufrieden ist er mit ´Culture Of Volume´ ohne Frage und hielt seine Fans während der Produktion via Twitter auf dem Laufenden. Ob das allerdings so clever war, ist er sich nicht mehr sicher.

Das kleine Hotelzimmer für die Interviews steht im krassen Kontrast zum Styling, welches William Doyle für die Promotion-Reise zum neuen Album ´Culture Of Volume´ wählte. Mit schickem Anzug, feinen Schuhen und Krawattennadel fühlt man sich ihm gegenüber extrem underdressed.

„Sorry, ich mag es mich herauszuputzen. Falls du das schreiben solltest, füge bitte hinzu, dass sowohl der Anzug als auch der Rest der Klamotten von der Stange kommen und nicht maßgeschneidert sind. Niemand soll glauben, ich sei ein Snob.“

Würde man auch kaum, denn einmal mit Doyle ins Gespräch gekommen, zeigt er, dass ihm die Jugendlichkeit ins Gesicht geschrieben steht. So freut er sich wie ein Kind, dass man tatsächlich noch im Besitz eines iPod Classic ist und holt seinen sofort aus dem Koffer, um beide miteinander zu vergleichen.

Während dessen informiert er einen darüber, dass die Londoner Clubs am Wochenende sein zweites Zuhause sind und er ein riesen Fan des dort gerade extrem beliebten Industrial Technos sei. Womit wir bei dem ankommen, weswegen wir hier sitzen: ´Culture Of Volume´, dem zweiten Release seines Projekts East India Youth.

Gerade weil ihm Industrial Techno so viel bedeute, sei es wichtig gewesen, dass er in die Kompositionen miteinfließt. Was dem geneigten Hörer der neuen Platte spätestens im Mittelteil auffallen dürfte:

„Schön, dass das so offensichtlich rüberkommt. Ich wollte genau diesen heftigen Moment erzeugen.“

„Letztens meinte nämlich ein Journalist, ‚Culture Of Volume’ sei das Album, das die Pet Shop Boys gerne aufgenommen hätten. Keine Ahnung ob das stimmt, aber jeder mit dem ich spreche, merkt den lauten Querschlag in der Mitte der Platte an und wer weiß, vielleicht nehme ich bald ein ganzes Album derart kompromisslos auf.“

Wer East India Youth bei Twitter folgt, dem dürften Gedankengänge wie dieser nichts Neues sein. Hier tweetet sich Doyle quasi die Finger wund und haut die Infos im Stundenrhythmus raus. Etwas, dass er einerseits mag, sich aber bald abgewöhnen will: Da die Sachen ernster aufgefasst werden, als er sie meint.

„Ich bin leicht zu begeistern. Komme ich glücklich aus dem Club, denke ich mir eben: Du machst jetzt ein Dancefloor-orientiertes Album und dann teile ich den Gedanken meinen Followern mit. Was manchmal nicht besonders clever ist, da die Presse mir auch folgt und dann wieder News zu Themen macht, die keine sind.“

Angesichts seiner schicken Erscheinung, sollte er dem dazu passenden Motto des genießenden, aber schweigenden Gentlemans folgen. Wobei es schön ist mitzubekommen, welche Wege er für ein Album wie ´Culture Of Volume´ zurückgelegt und gelungen ist ihm das Ganze sowieso:

Im Gegensatz zum Debüt ´Total Strife Forever´ lebt der Nachfolger von klaren Kompositionen und Arrangements, die im Pop zu finden sind und nicht ganz so sperrig anmuten, wie man es vielleicht erwartet hätte.

Trotzdem gibt es Experimente mit unzähligen Genres, die ´Culture Of Volume´ gefühlt zehn verschiedene Gesichter verpassen.

„Ich kann mich eben nicht festlegen. Daher bewundere ich auch einen Leonard Cohen, der seinen Stil auf den ersten Platten konsequent durchzog. Bei mir funktioniert das nicht.“

Wobei sich alle Türen offen halten, auch eine Art Stil sein kann, oder? Doyle lacht, „so habe ich das noch nicht gesehen. Ich werde mir das merken und demnächst mehr meine Musik für mich sprechen lassen, als soziale Netzwerke.“

Mit ´Culture Of Volume´ im Gepäck kein Problem.

Aktuelles Album: Culture Of Volume (XL Recordings / Beggars / Indigo)

Foto: Marine Andrieux


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