Erstaunliche Musik erklingt aus den Lautsprechern, legt man die aktuelle CD ´Hail Lucid State´ der Brightoner Truppe Dark Horses ein. Eine seltsame, aber aufregende Mischung aus Lo-Fi-Indienoten, krautrockinfizierter Tanzmusik und futuristischen Spaceklängen ertönt. Es wirkt wie ein Parforceritt durch die gesamte Rock’n’Rollgeschichte. Und manches Mal wird die Musik abgestoppt und der puren Langsamkeit preisgegeben, so langsam, dass es teilweise fast schmerzhaft ist.
An unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten´Hail Lucid State´ ist das zweite Album (nach ´Black Music´, der EP ´Fugitive Atmospheres´, diversen Singles und dem The Doors-Cover ´Hello , I Love You´. Will man sich der Band über die Bandgeschichte nähern, wird es schwierig.
„Wir haben uns an unterschiedlichen Orten zu unterschiedlichen Zeiten getroffen“, versucht Frontfrau Lisa Elle eine Erklärung, „Dark Horses ist nicht das klassische feste Bandgefüge. Einer geht. Ein anderer kommt. Einen festen Kern gibt es allerdings, das sind Bobby Waterson und eben ich.“
Bobby Waterson ist Multiinstrumentalist, genau so, wie Lisa Elle. Er speilt Bass und Synthesizer. Sie singt, spielt Orgel, Synthesizer und ist für die Texte verantwortlich. Der Rest der beteiligten Künstler umkreist diesen kreativen Kern, wie so ein kleines Planetensystem. Die musikalischen Hintergründe sind so vielfältig, wie die Stile, die die einzelnen Musiker in die Band hereintragen. Und dass es nicht nur musikalische Stile sein müssen, zeigt die Tatsache, dass mit Ali Tollervay ein Fotograf in der Besetzungsliste geführt wird.
„So wird jede Einspielung der Dark Horses auch zu einer ganz besonderen Momentaufnahme“, konstatiert Lisa Elle, „je nachdem, wer, wie und wann beteiligt war. Und Drak Horses bedeutet nie Stillstand. Irgendetwas bewegt sich immer.“
Niemand will den anderen verändern
Dark Horses sind ein Platz der kreativen Freiheit, niemand will den anderen verändern.
„Genau das bringt aber eine grandiose Energie in die Band, Energie, die sich durch das fließende Arbeiten ständig wieder auflädt“, fasst Lisa Elle noch den kreativen Ansatz zusammen. Dieses Aufladen mit Energie, das scheint in einem stockdunkeln Raum stattzufinden und die Energie nimmt einen Großteil der Dunkelheit mit hinein in die Stücke von Dark Horses. Sie erhalten dadurch eine psychedelische Gothic-Anmutung, die aber immer noch ein Hintertürchen offen lässt in eine weitere Dimension der Stücke. Die Dark Horses Lieder haben zudem etwas Unkalkulierbares. Darin ist verbirgt sich ein Potential an Überraschungen, die die Stücke aber nicht mit einem Mal preisgeben, sondern sehr wohl dosiert erst nach und nach. Bei jedem neuen Hören lässt sich ungeahntes entdecken. Als Hintergrundmusik oder zum Staubsaugen eignet sich das Material von Dark Horses nun überhaupt nicht. Dazu ist es zu sperrig und hat zu viel Haltung. Produziert wird die Scheibe von Death In Vegas Urgestein Richard Fearless.
„Gemeinsam mit der Band wurde die Losung ausgegeben, dass sie zehn Stücke für ´Hail Lucid State´ in zehn Tagen aufgenommen werden sollten“, blickt Lisa Elle zurück, „ein solch selbst gewählter Druck kann sehr befreiend sein, er lässt keinen Raum für überflüssiges und geschmäcklerisches Nachdenken. Und das tut den Stücken gut.“
Vermutlich ist es das Düstere, nicht wirklich Greifbare in der Musik von Dark Horses, dass beispielsweise Nick Cave zu dem Ausspruch verleitet: „Dark Horses sind die derzeit beste Band aus Brighton.“
Aktuelles Album: Hail Lucid State (Last Gang Records/PIAS)