Seinen eigenen Stil zu finden und zu verwirklichen bleibt oftmals ein langgehegter Jungentraum. Im Falle von Torre Florim ist er Wirklichkeit geworden. Was als One-Man-Show im Heimstudio began ist inzwischen zum ernstzunehmenden Live-Act herangewachsen, der nicht nur in seiner beschaulichen Heimat Holland für Aufsehen sorgt. Irgendwie logisch: Denn wer Landesgrenzen überschreiten will, muss wohl auch musikalische Grenzen hinter sich lassen.
Schon das Debütalbum “Wait for Evolution” wusste mit starken Arrangements und Songs sowie einem Sound irgendwo zwischen StonerRock und Waits’schem Sklavenblues zu gefallen. Beim Zweitwerk, bei dem nun die gesamte Band beteiligt war, hat die Evolution deutlich stattgefunden: “Machinery” ist ein sehr rhythmisches Werk, gespickt mit wilden Ideen und Klängen, einzigartig, sonderbar, tanzbar und höchst charakteristisch. Eine dieser wilden Ideen ist die Maschine, die auf dem Albumcover zu sehen ist.“Ursprünglich war ich auf der Suche nach einem Symbol für uns als Band, das wir auch mit auf die Bühne nehmen konnten – ein sich drehendes, großes Rad oder so etwas”, berichtet Mastermind Torre Florim. “Da ich aber keine Ahnung habe, wie man so etwas baut, habe ich einige locale Künstler kontaktiert, die sich auf solche Installationen spezialisiert haben.”
So fand er schließlich Geert Jonkers (www.oddenjinears.nl), der im regen Austausch mit ihm und den seinen eine Maschine baute, die nicht nur als wildes Deko-Element fungiert, sondern gar leibhaftig auf dem Album mitwirkte.
“Das Teil hat einen Elektro-Motor und läuft automatisch los. Man kann durch die Einstellung verschiedener Hebel und Schalter einzelne Teile an- und abschalten und es mach dann fortlaufend wilde Geräusche – es ist einfach unglaublich.”
Zu hören ist das ganze auf dem letzten Track des aktuellen Albums – zu sehen ist es auf den meisten Shows.
“Trotz seiner Größe von etwa 2 x 3,5 Metern nehmen wir die Maschine überall mit hin, wo wir können. Dafür sind wir dann mit einem zweiten Van unterwegs, aber es lohnt sich jedesmal!”
Und der Kreis schließt sich – denn so unique wie dieses Instrument ist eben auch De Staat. Trotz diesmal anderer Arbeitsweise hat sich dennoch im Grunde nicht viel verändert.
“Wir sind eine Live-Band und ich habe natürlich beim Schreiben der Songs darauf geachtet, dass sie im Kollektiv funktionieren. Am Anfang steht meist ein Konzept und dann sehen wir halt zu, dass wir das mit 5 Leuten bestmöglich ausgefüllt bekommen.”
Was dann dazu führt, dass etwa ein Beat, der im Radio überstrapaziert wird, zum Thema eines Songs wird (“Psycho Disco”) und dann derart bearbeitet wird und echte Gegenspieler erhält:
“Manche werden es gar nicht wahrnehmen, aber Rocco spielt den ganzen Song durch nur einen Ton – und das immer gegen den Rhythmus! Wir wollten das eigentlich nur einmal ausprobieren und letztendlich sind wir dabei geblieben, weil es zum Song, zum Thema und zur Stimmung passte. Die Grundidee des ganzen Albums ist es, mit solchen Feinheiten zu zeigen, das eine Band doch wirklich wie eine Maschine funktioniert. Primär hört man großen Krach, einen unheimlichen Gesamtsound aber der ergibt sich immer aus dem Miteinander der verschiedenen Bauteile. Manche Songs könnten wir auch gar nicht als Einzelmusiker spielen, denn beispielsweise eine Gitarrenlinie allein würde keinen Sinn machen – nur zusammen aus der Einheit der ganzen Band klingt es so, wie wir es haben wollen.”
So sind dann auch feine Gimmicks wie der Einsatz eines Streichquartetts nichts, was mit auf die Bühne kommt, sonder eher der Situation geschuldet, dass sich mit zunehmender Popularität viele neue Möglichkeiten ergeben. So wie auch die weiteren Ziele: ein US-Trip, Touren in ganz Europa, eine wilde Festival-Saison und viele neue Ideen, die man unterwegs sammeln und in neue Songs verarbeiten kann. Denn so funktioniert eben nur eine Maschine: De Staat.
Aktuelles Album: Machinery (Cool Green Recordings / Mascot / Rough Trade)
Foto: Klaas Jan Kliphuis