Krokusse sind ja gemeinhin die ersten Blümchen, die sich im Frühling den Weg durchs Erdreich bahnen. Insofern sind sie ja auch so etwas wie Symbole für eine Art Wiedergeburt. So etwas in der Art findet auch bei der Kölner Band Erdmöbel statt. Das neue Album ist das erste mit eigenem Material seit 2005 und rein musikalisch wird hier schon so etwas wie ein Neuanfang gewagt.
Ekki Mas, der bei Erdmöbel neben Markus Berges als Songlieferant vor allen Dingen als Produzent das Zepter in der Hand hält, beschreibt das Ganze so:„Wir glauben, wir haben einen neuen künstlerischen Level erreicht und hoffen, dass der Hörer sich mit der 'Krokus'-Musik frei fühlt. Hört sich nach Beliebigkeit an, ist aber das Gegenteil.“
Und Widersprüchlichkeit gehört bei Erdmöbel natürlich auch ein bisschen zum Konzept. Markus Berges, der als Songlieferant für Erdmöbel ja eh schon ausgelastet scheint, hat obendrein noch einen Roman geschrieben: ‘Ein langer Brief an September Nowak’ heißt er, und es gibt auch einen Song dazu auf der Scheibe. Immerhin hängt Markus' Roman-Ambitionen ja nicht zuletzt mit dem originellen Gebrauch der deutschen Sprache zusammen, die auch ein wichtiges Teil Erdmöbel ist. Markus sagt, dass „Krokus“ im Vergleich zu anderen Erdmöbel-Elaboraten „kompromissloser, direkter und aggressiver“ sein sollte. Diesen Eindruck kann man beim Hören ohne weiteres nachvollziehen, denn die von Ekki liebevoll arrangierte Musik klingt tatsächlich selbstbewusster, knackiger und druckvoller als gemeinhin gewohnt. Wie aber wurde das konkretisiert/erzielt. Im Prinzip machen Erdmöbel ja das, was sie immer machen. Warum klingt es dieses Mal aber anders?
„Wenn wir bei aller Verspieltheit bisher immer auf eine glatte Oberfläche geachtet haben, dann haben wir die diesmal bewusst vermieden“, führt Ekki aus, „der Sound besteht ja mittlerweile hauptsächlich aus den Grundingredienzen der Band. Das heißt, dass eine Lead-Gitarre meist fehlt und der Sound von Klavier, Bass, Schlagzeug kommen muss. Ich achte beim Produzieren darauf, dass Ecken und Kanten hörbar bleiben. Und dieser Sound macht viel Platz für Gesang und Bläser.“
Die Ekki genauso elegant und souverän platziert und verwebt, wie das die klassischen Vordenker auf diesem Gebiet auch taten. Man fühlt sich dann an Bands wie Steely Dan erinnert (deren Basslauf von „Rikki Don't Lose That Number“ Ekki auch zugegebenermaßen entlehnte). Wie aber geht der Prozess bei der Songgestaltung vonstatten bzw. wie ist die Arbeitsteilung bei Erdmöbel?
„Es kommt ein Demo von Markus per E-Mail - schlampig hingestrickt, zu Hause am Schreibtisch-PC“, führt Ekki aus, „meist ordere ich daraufhin getrennte Gesangs- und Gitarrenspuren und importiere diese auf den Studio-Computer. Um diese Spuren entsteht dann ein Arrangement, welches meist kleinere bis große Veränderungen im Ausgangsmaterial nach sich ziehen. Beispielsweise ändern sich Harmonien, Melodien, die Taktart oder die ganze Attitüde. So könnte dann schon mal aus einer traurigen Ballade ein Uptempo-Stück, aus einem Walzer ein Foxtrott werden. Aber wie gesagt, das alles ist weit weniger bewusst als intuitiv und lässt sich als Schema nur sehr unzulänglich beschreiben. Letztendlich bleiben es Markus‘ Songs. Wenn auch in einem neuen aufregenden Aggregatszustand. Musik lässt sich nicht in Einzelteile zerlegen. Komposition, Arrangement, Text, Sound wirken zusammen. Das ergibt ein emotionales 'Klangbild'.“
Und eine zeitlose, souveräne Pop-Scheibe, bei der Musik, Texte, Arrangements und nicht zuletzt die Präsentation zu einer bislang nicht gekannten Einheit finden. Zeitgleich mit „Krokus“ erscheinen auch Markus' Roman und – worauf Ekki noch gesondert hinweist – auf der Erdmöbel Homepage auch zu jedem neuen Song ein eigenes Video.
Aktuelles Album: Krokus (Edel)