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THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY

"Es geht nur um Geld und Gier!"



Das mit den großen Namen ist natürlich relativ: Rick Rubin verhalf einer Reihe von Acts zu internationalem Ruhm - doch was zählt, ist der Song! Finden auch seine Schützlinge von The (International) Noise Conspiracy und beschweren sich auf ihrem neuen Longplayer "The Cross Of My Calling“ über den postmodernen Kapitalismus und fehlendes Feingefühl.

Vieles ereignete sich in den letzten vier Jahren auf dem Planeten Erde. Ein unkontrollierbarer Krieg der amerikanischen Regierung im Irak, ein Wohlfahrtsmodell, das immer seltener mit dem wörtlichen Sinn übereinstimmt und Finanzkrisen, so weit das Auge reicht. Trotzdem: Die linksgerichteten Indierocker von The (International) Noise Conspiracy ließen sich massig Zeit für ihren neuen Longplayer.

Zweierlei Gründe lassen sich dafür nennen: Zum einen war Sänger Dennis Lyxzén mit seiner Zweitformation The Lost Patrol Band beschäftigt - und andererseits konnte Mentor Rick Rubin keinen früheren Termin im Kalender freischaufeln.

"Eine Auszeit ist kein Problem! Unsere Platten waren schon immer so angelegt, dass sie die tagespolitischen Ereignisse auf eine sehr allgemeine Ebene, die länger von Gewicht ist, hievten“, rechtfertigt Dennis Lyxzén die lange Pause.

Mag sein, und doch verwundert es, dass trotz der mächtigen Rolle Chinas, die Vereinigten Staaten in den Fokus von "The Cross Of My Calling“ rücken. Es sind die wohlbekannten Fixpunkte, die dabei angesteuert werden.

"Ich war eine Zeit lang viel in Los Angeles gewesen, um mit Rick die neuen Songs zusprechen. Wie aus dem Nichts beeindruckten mich plötzlich Verhältnisse, die mir vorher überhaupt nicht aufgefallen sind. Ich ging die Straßen von Beverly Hills entlang und registrierte, wie zerfallen die Gegend um diesen milliardenschweren Ort ist. Da stellt sich doch die Frage: Warum rebelliert niemand dagegen?“

Ein klassisches Bild unserer Gesellschaft, fand Dennis und schrieb in Windeseile "Storm The Gates Of Beverly Hills“. Ein Track, der stellvertretend für viele andere auf dem neuen Album erklärt, warum Amerika für die Band immer noch die führende Position einnimmt - frei nach dem Motto: Komme was wolle, dieser Staat entscheidet über die Weltpolitik.

Dass dieses Szenario vielleicht zu kurz gedacht ist, finden die vier Schweden freilich nicht:

"Die Kritik daran kann ich nicht nachvollziehen“, kommt prompt die Antwort, "wir sehen darin territoriale Probleme, denn es geht um den modernen Kapitalismus, der anhand amerikanischer Beispiele hervorragend thematisiert werden kann.“

Nun, zu Zeiten von Refused - der Vorgängerband der (International) Noise Conspiracy - mag das funktioniert haben. Da war Dennis Lyxzén der rebellische Sänger einer Combo, die nicht nur musikalisch einen "New Noise“ forderte, sondern auch politisch sehr aktiv war. In verschiedenen NGO´s und Vereinen, die sich für die konsequente Umsetzung des Sozialismus engagierten. So bekam das Anliegen seiner Band einen gesellschaftlichen Überbau.

Inzwischen riecht einiges im Dunstkreis der Noise Conspiracy nach dem klassischen Establishment. Oder nicht?

"Nur weil Rick Rubin unser Produzent ist und mit Künstlern wie den Red Hot Chilli Peppers zusammenarbeitet, wirkt sich das in keiner Weise auf uns aus. Wir sind weiterhin die vier Jungs, die ihm die Songs liefern. Er hat Mitspracherecht, aber nur im Sinne eines Vetos. Und das ist auch gut so!“

Was sich seit den ruppigen Refused-Tagen indes nicht geändert hat, ist das öffentliche Erscheinungsbild der (International) Noise Conspiracy - die einheitlichen Uniformen gibt es weiterhin und selbst der neue Longplayer "The Cross Of My Calling“ kann dank guter Momente den traditionsbewussten Veränderungswillen fortführen.

An einigen Stellen ist die Platte nur zu sehr in den Southern Rock verliebt und spart an enigmatischen Orgelsounds. Den eigenen Epigonen wird man damit nicht das Wasser reichen können!

"Wir waren und sind keine autonome Punkband. Das ist ein gern genommenes Argument, um uns für die letzten Platten scharf zu kritisieren. Selbstverständlich gibt es Elemente, die aus dieser Richtung direkt in unsere Musik einflieflen - von einer Wahlverwandtschaft zu reden, wäre aber übertrieben!“

Ob die Wandlung gen homogenere Gefilde fortgesetzt wird, können die Jungs momentan nicht sagen. Das gilt es demnächst selbst herauszufinden.

Aktuelles Album: The Cross Of My Calling (Burning Heart/SPV)

Foto: Elin Berge

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