Drei Akkorde in die Seiten gehauen und flugs auf die Bühne gerotzt. Die neuen Punkrockhelden heißen The Gaslight Anthem und hier ersticken wir mal die Frage nach dem Bandnamen direkt im Keim. Über dreißig Jahre nach der der Entstehung des Punks noch einen coolen Namen zu finden ist eben auch keine leichte Sache und man hatte ja auch durchaus andere Ideen diesbezüglich.
„Wir hätten uns am liebsten ‚The Clash‘ genannt, aber warum das nicht laufen konnte, ist auch klar, oder?“Gaslight Anthem existieren seit zwei Jahren und wer hier auf die klassische Highschool Band und ‚Wir kennen uns schon aus dem Kindergarten‘ Story hofft, der wird hier enttäuscht.. Nix Kindergarten und Freunde für immer, das echte Leben gestaltet sich profaner.
„Wir haben uns zum ersten Mal am Bahnhof getroffen, wo wir gerade alle auf dem Weg waren, in anderen Bands vorzuspielen. Wir kamen ins Gespräch, unterhielten uns und beschlossen, eine eigene Band zu gründen und ließen unsere anderen Termine sausen. Merkwürdig, huh?“
Eine Allianz, die sich jedoch gelohnt hat, gelten die vier Jungs aus Brunswick/New Jersey als neue Hoffnungsträger, dem plattgebügelten Punkrockimage neues Leben einzuhauchen - abseits schäbiger Halstattoos, Drogeneskapaden und Kotzereien am Bühnenrand. The Gaslight Anthem klingen bei aller Rauheit geradezu elegant.
Sie schaffen in ihrem Sound Verlorenheit und Verheißung bestens zu vereinen.
Rebellentum und Verzweifelung gepaart mit der Wehmut vergangener Zeiten waren schließlich schon die Ingredienzen, die die frühen Social Distortion zu einer Legende machten.
Brian Fallons Stimme zieht einen in ihren Bann und lässt Roadtrip-Szenarien im Kopf vorbeiziehen: Lange, endlose Straßen, ein runtergerockter schwarzer Chevie und hoffnungslose Romantik. Ein Cock tail, dem keiner widerstehen kann.
Ihr Alltime Favourite sind wie unschwer zu erraten ist, The Clash und auch wenn Joe Strummer vermutlich seine Freude an den Vieren gehabt hätte, halten sie respektvollen Abstand zum Sound ihrer Heroen.
Der Titel ihres neuen Albums ‚The 59 Sound‘ lässt Rockabilly-Einflüsse vermuten, was Brian jedoch sogleich dementiert.
„Wir stehen nicht auf Rockabilly, nur Soul und Rock‘n‘Roll. Rockabilly ist so ein Southern Sound, wir sind eine Northern Band. Wir bevorzugen klassischen Rock‘n’Roll. Zu unseren grössten Einflüssen gehören Otis Redding, James Brown and Sam Cooke. Man könnte schon fast sagen, wir sind eine Soulband.“
The Gaslight Anthem sind dafür bekannt, sich den Arsch abzutouren und Monate lang kreuz und quer durch die USA zu tingeln. Umso erstaunlicher, dass sie in der Zwischenzeit die Zeit fanden, ein Juwel wie ihre letzte Scheibe zu schaffen. Trotz jugendlichem Überschwang keine Ermüdungserscheinungen?
„Wir haben uns sechs Wochen Zeit genommen und sind nach L.A. gefahren, um dort unsere neue Platte aufzunehmen. Für uns ist es das Größte, Musik zu unseren Job gemacht zu haben, von daher genießen wir jede Show, die Aufnahmen - einfach alles! Jetzt kommt natürlich die berühmte Frage, ob wir von unserer Musik leben können. Hmm, was heißt leben? Habe ich ein Auto? Nein! Habe ich heute was zu Essen gehabt? Ja! Diese Frage ist wohl sehr relativ. Es ist leicht mit wenig auszukommen, wenn man dafür machen kann, was man möchte!“
An Attitude und Einzigartigkeit mangelt es The Gaslight Anthem bestimmt nicht und so kommt bei der Frage mit wem man gerne mal zusammen spielen würde, nicht unvermeidbarerweise Mike Ness und Konsorten, sondern Regina Spektor, ihres Zeichens russische Sängerin und Pianistin, die zuletzt erst mit den Strokes begeisterte.
Und was ist mit Johnny Cash?
“C‘mon Johnny Caaaaash!!”
Okay, dann nicht - man ist eben eigen.
Eine Eigenheit, die ankommt: Gerade erst haben sich Rise Against and die Kultrocker Alkaline Trio die New Jersey Boys als Support Act für ihre kommende US Tour gekrallt.
Na, dann: Hail!!
Aktuelles Album: The 59 Sound (SideOneDummy)