Es zeugt ja schon von einer gewissen Größe, wenn es einem als beinhartem Indie-Act gelingt, vier Jahre nach dem letzten Tonträger ohne besonderen Anlass eine Tour anzusetzen und dann an einem Montag gegen große Konkurrenz vor einem vollen Haus alter und neuer Fans aufzuschlagen. So geschehen im Falle von Chan Marshall alias Cat Power, die es nach 10 Jahren Bühnenabstinenz auch mal wieder in die Domstadt verschlug. Dieses allerdings mit besonderen Spielregeln: Keine Promotion, keine Interviews, kein Support Act und keine Fotos. Den Fans war das natürlich egal: Die fast liturgische Stimmung bei Chans Solo-Konzert im Gloria rührte nur zum Teil daher, dass einige ihrer - noch in der Entstehung befindlichen - neuen Songs sich intensiv mit einem ihrer Lieblingsthemen, der Religion und deren Folgen, beschäftigten – vor allen Dingen war dieses dem Publikum gedankt, das fasziniert und andächtig an den Lippen der Protagonistin hing. Diese ließ – mal an der Gitarre, mal am Piano – wie früher die alten Songs im neuen Format, die neuen Tracks und die Coverversionen nahtlos ineinander übergehen, um Pausen zu vermeiden. Hierfür hat sie heutzutage die Erklärung, dass sie der in ihrem Kopf ausgebreiteten Landkarte ihrer Musik folgen müsse und Applaus – so schön er auch sei – sie daran hindere, ihren Weg zu finden. Anders als früher spielt sie nun die Tracks allerdings aus und hadert auch nicht mehr mit sich selbst. Allerdings war sie andererseits so in ihr Tun vertieft, dass sie auch nicht mit dem Publikum kommunizierte – geschweige denn etwa etwas zu den Songs sagte. Freilich sprachen diese dann auch für sich – auch wenn es aufgrund der teilweise doch stark veränderten Arrangements schwierig war, zumindest die alten „Hits“ überhaupt zu erkennen. Freilich war das am Ende dann auch genau die Chan Marshall, die insbesondere jene am liebsten haben, die noch ihre früher zuweilen irritierenden und unberechenbaren Auftritte in Erinnerung haben. Sie hat – so scheint es – sich endlich selbst gefunden. Photo: Chan Marshall Text: Ullrich Maurer