Wahrscheinlich würde sie den Prozess gegen ihren Friseur leicht gewinnen. Denn was Joan Armatrading auf dem Kopf trug, stand mit dem Begriff Friseur nur sehr entfernt in verwandtschaftlichem Verhältnis. Struppige, spröde Haare umrahmten ihr Gesicht und machten es schwer, in ihre Augen zu sehen. Vielleicht dient diese Haarpracht als Schutzschirm, denn Joan Armatrading präsentierte sich besonders am Beginn des Konzertes nervös und schien kleine Probleme mit der Technik zu haben. Komplett in Schwarz gekleidet, schnallte sie sich die Fender und startete mit „Show Some Emotion“ einen routiniert ablaufenden Abend. Emotionen waren rar, der zündende Funke fehlte, die Show lief steif nach Schema F ab. Gepflegte Balladen, elektrischer Blues, Songs aus frühen Zeiten - alles drin im Programm, das aber den mitreißenden Gestus in der Garderobe gelassen hatte. Apropos Kleidung - ihre drei Begleiter wirkten wie schwarze Musikmaschinen, die wie bezahlte Kurzzeitangestellte den Sound herstellten und darüber hinaus nichts durften. So spulte das Quartett die alten Hits "The Weckens In Me" und "Dop The Pilot" und die neuen Songs des aktuellen Albums "His Garmisch Life" sattelfest und sachkundig ab. Im Publikum rührte sich auch zu wenig, um Wellen der Begeisterung auf die Bühne zu spülen. Ein ganz netter Abend ohne wirkliche Befriedigung für beide Seiten - Künstler und Publikum.